Seite:Oberamt Blaubeuren 050.jpg

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und meist mehr als einmal. In der Regel wird täglich 5mal gespeist: beym Aufstehen, um 9 Uhr, 11 Uhr, 4 Uhr und Abends. Während der strengern Arbeitszeit darf der Bierkrug nicht fehlen, und bey den Hauptgeschäften, z. B. der Ernte, ist der Arbeiter auf kein bestimmtes Maß beschränkt. An Sonn- und Feyertagen sind alle Wirthshäuser gefüllt, und in den kleinsten Ortschaften sind eine oder mehrere Bierschenken; das Oberamt ist eines der stärksten in der Malzsteuer. Auch Wein wird überall, in vielen Dorfwirthshäusern besser, als in den Gasthöfen des Unterlandes, angetroffen, und theilweise, hauptsächlich auf der Ulmer Alp, auch mehr getrunken. Neben dem inländischen findet man häufig auch rheinbayerisches Gewächs.

Die Kleidung des Landvolks besteht im Ganzen in der gewöhnlichen Alptracht. Kurze lederne Hosen, ein roth-tüchenes Brusttuch und eine Pelzkappe mit Fischotter-Bräm sind bey dem männlichen Geschlechte – ein grüner, wollener Rock, weißer Goller, schwarze oder weiße Schürze und rothe Bänder bey dem weiblichen Geschlechte die unterscheidenden Kleidungsstücke. Eine Verschiedenheit in der Kleidung findet mehr nach Religionen, als nach Gegenden statt. Bey den Katholiken sind auch hier die hellen und bunten Farben vorherrschend. Erstere unterscheiden sich, wie in dem Oberamte Münsingen, durch die blauen Strümpfe von den Evangelischen, welche durchaus weiße tragen. Neben den einheimischen und zum Theil selbst verfertigten Stoffen, haben sich auch Seiden- und Baumwollenstoffe großen Eingang verschafft, letztere bey den Katholiken mehr als bey den Evangelischen. Strohhüte werden nur von den Bewohnern des Hochsträßes, und auch dort hauptsächlich nur von den Katholiken getragen. Im Ganzen sind die Leute auf dem Lande sowohl, als in der Stadt gut und meist besser gekleidet, als man es in dem Unterlande findet; sie zeichnen sich insbesondere auch in der Regel durch reine Wäsche vortheilhaft aus.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)