Seite:Oberamt Blaubeuren 112.jpg

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Boden, worauf sie stand, um darauf das Kloster zu erbauen. In demselben Jahre noch wurde die alte Kapelle abgebrochen und mit dem Bau des Klosters angefangen. Die ganze Familie unterstützte die neue Stiftung[1]. Anselm besorgte endlich auch die Besetzung des Klosters. Er wendete sich zu dem Ende an den Abt Wilhelm in Hirschau und erhielt aus dieser berühmten Pflanzschule den ersten Abt, Atzelin mit einer Anzahl von Brüdern. Das Kloster wurde dem Täufer Johannes, dem Schutzpatron der alten Kapelle, geweiht und die Regel des h. Benedikts darin eingeführt. Um das Werk zu vollenden, reiste die Schwiegertochter Anselms und Gemahlin Heinrichs, die Gräfin Adelheid de Enziberg nach Rom, und brachte, nebst vielen Reliquien, einen


  1. Am thätigsten war dabey Anselm, am wenigsten nahm sich Hugo der Stiftung an, vielleicht weil er das Amt und Lehen der Pfalzgrafschaft inne hatte und dadurch entfernter von dem Stammsitze war, auch wohl keinen oder wenig unmittelbaren Antheil mehr an den Stammgütern hatte. Sigiboto stiftete Süßen (Seißen). Nach seinem bald erfolgten Tode setzte seine Gemahlin Adelheid, eine geborne Gräfin von (Egisheim im) Elsaß mit ihren Söhnen das Werk fort; die Mutter schenkte eine Mühle und den Hügel dabey, und mit dem Sohne Sigfried die Kirche und die Zehnten zu Seißen; der Sohn Werner stiftete den Hof Altenthal, Walter das jetzt unbekannte Gut Berwigsgrube, Sigfried, der dem Vater in der Herrschaft Ruck folgte, übernahm die Hälfte der Baukosten, und stiftete (Güter zu) Treffensbuch, Waldstetten (Feldstetten?), Calminesbuch (Kälblinsbuch, s. Suppingen), und sein Sohn Hermann oder Hartmann noch 2 Mühlen an der Blau, nach Felix Fabri und Besold (S. 912) auch den Blautopf mit dem Fischwasser bis Neideck. Die Brüder Sigibotos, Hugo und Anselm stifteten, jener den Hof Granheim und Neccenbainde (?), beyde miteinander Beiningen und Wippingen, Anselm insbesondere aber mit seiner Gemahlin Berchta, die eine Gräfin von Grüningen gewesen seyn soll, Rottenacker und Heudorf, nachdem sie schon vorher die Hälfte der Klosters-Baukosten übernommen hatten. Ihre Söhne, Hugo und Heinrich folgten dem Beyspiele der Eltern; Hugo, anfänglich unzufrieden mit der Vergabung der Güter, schenkte nachher selbst Güter zu Suppingen, Asch, Gerhausen, Winnenden etc. und mit seinem Sohne Friedrich die reiche Kirche zu Laichingen und eine Mühle in Ulm. Heinrich stiftete Hadenhülen, Berghülen, Hohenhülen, Tragenweiler (meist abgegangene Orte) und seinen Antheil an Rottenacker, Heudorf und Winnenden. Es ist bey den meisten dieser Schenkungen zu bemerken, daß wie gewöhnlich häufig bloße Theile eines Dorfs mit dem Namen des Ganzen bezeichnet wurden.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)