Seite:Oberamt Blaubeuren 117.jpg

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Das Kloster Blaubeuren blieb fortwährend der Sitz eines evang. Seminars, die Unterbrechung vom J. 1810–1818 ausgenommen, während welcher Zeit die vier Seminarien in zweyen, zu Schönthal und Maulbronn, vereinigt waren.

Die Verdienste des Klosters Blaubeuren als eines Mönchsklosters zu untersuchen und zu schildern, kann hier nicht der Ort seyn, doch mögen einige Bemerkungen noch Platz finden. Atzelin, der erste Abt des Klosters, stiftete in dasselbe einen Sallustius glossatus, Cicero de amicitia et de senectute, Ovidii opera und andere classische Schriften, was schon eine gute Meinung erwecken muß. Unter den folgenden Äbten zeichnete sich insbesondere Heinrich Schmid (Faber, Fabri, 1477–1497) aus. Er war ein Hauptwerkzeug des Grafen Eberhard im Bart bey der Stiftung der Universität Tübingen, und wurde auch von dem Papst in der Bulle vom 11. May 1476 zu seinem Commissarius dabey ernannt. Ihm dankte Blaubeuren auch eine Buchdruckerey, aus der das erste in Alt-Würtemberg gedruckte Buch ausgegangen ist, und zwar gedruckt von Conrad Mancz zu Blaubeuren 1475[1]. Christianus Tubingius, der letzte kath. Abt, machte sich durch seine Chronik des Klosters, ein sehr schätzbares Denkmal der vaterländischen Geschichte, verdient. Daß sich das Kloster Blaubeuren, wie die Benediktiner-Klöster überhaupt, auch um die Cultur des Landes verdient gemacht habe, ist kaum zu bezweifeln, wahrscheinlich wäre ohne dasselbe in der wilden Gegend des Blautopfs nie eine Stadt Blaubeuren entstanden.

Zum Beschluß erwähnen wir hier noch einiger vornehmen Besuche des Klosters. Im J. 1503, vor Weihnachten, verweilte Kaiser Maximilian I. drey Tage in dem Kloster; ebenderselbe übernachtete 1504, Freytags vor Jakobi darin; sein Sohn Philipp übernachtete im Herbst 1503 daselbst; beyde ließen dem Kloster ein Glas mit ihren Wappen


  1. Zapf „Älteste Buchdrucker-Geschichte Schwabens.“ Ulm 1791. S. 263.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)