Seite:Oberamt Blaubeuren 126.jpg

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wurde den Unternehmern 1 halb Tagwerk von der herrschaftichen Brühlwiese für den Preis von 100 fl. und einen jährlichen Zins von 3 fl., zur Auslegung der Bleichtücher aber ein weiterer Platz von derselben Wiese pachtweise überlassen. Da die letzten Bleich-Inhaber sich mehr mit Nebengewerben, als mit der Bleiche beschäftigten, und man von Seiten der Regierung um so mehr einen bessern Betrieb der Bleichanstalt wünschte, als in der Unvollkommenheit der vaterländischen Bleichen ein Haupthinderniß der würt. Leinwand-Fabrikation lag, so wurde der Hofapotheker Haußmann in Ludwigsburg im J. 1827 zum Ankauf der Bleiche veranlaßt, der sie dann auch mit großem Kostenaufwand in den gehörigen Stand stellte, und nun in Verbindung mit einem, auf der Bleiche wohnenden, Bruder mit aller Thätigkeit und Einsicht betreibt, so daß die Anstalt sich bereits ausnehmend gehoben hat, und nach den gelieferten Proben zu der Erwartung berechtigt, daß die schweizerischen Bleichen, zu welchen besonders bei der feineren Waare die Leinwand-Handlungen bisher ihre Zuflucht nehmen mußten, in Zukunft gänzlich entbehrt werden können[1]. Der Betrieb einer Potaschensiederey und eines Mahl- und Gerbgangs hat dagegen ganz aufgehört.

Von den 3 Wohnhäusern führt das eine, das auf dem linken Ufer der Blau steht, und ganz neuerlich erst zu der Bleiche gekauft wurde, den Namen St. Niklaus. Es hat diesen Namen von einer Kapelle St. Nikolaus, welche hier gestanden hatte. Die Sage will, daß die Kapelle so alt als die vormalige St. Johanniskirche, und eine Einsiedlerwohnung bey derselben das erste Haus zu Blaubeuren gewesen sey. Gewiß ist, daß ein Nonnenkloster dabey war; denn nicht nur gedenkt seiner Tübinger in seiner Chronik mit der Bemerkung, daß im Jahr 1155 die Kirche der Frauen bey der


  1. Ganz neuerlich wurden dem Bleiche-Inhaber nicht nur die bisherige Pachtwiese von 20 M., sondern auch noch weitere 28 M. nebst einem öden Waldboden von 28 M. von dem Staat um einen ermäßigten Preis käuflich überlassen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)