Seite:Oberamt Blaubeuren 130.jpg

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Besitze von Gerhausen waren. Nach Tübinger (S. 293) soll jedoch die Burg Ruck zuvor Eigenthum des Klosters Blaubeuren geworden, von diesem zu einer Viehhaltung benutzt, und nachher erst dem Helfensteinischen Haus überlassen worden seyn. Von den Grafen von Helfenstein wurde Ruck mit Blaubeuren im J. 1447 an Würtemberg verkauft, und war lange Zeit der Sitz der würt. Obervögte von Blaubeuren. Als solcher saß, 1564, ein Graf Sebastian v. Helfenstein selbst auf der Burg. Noch im J. 1624 wohnte, nach Öttingers Landbuch, ein Obervogt auf Ruck, und in den Rechnungen kommen um diese Zeit noch ein Pulverthurm, eine Uhr und Wasserpferde, welche für die Burg gehalten wurden, vor. Erst nach dem 30jährigen Kriege scheint die Burg als Amtssitz verlassen worden zu seyn, doch wurde 1655 dem Untervogt noch erlaubt, jährlich 10 fl. auf ihre bauliche Unterhaltung zu verwenden. Sie erhielt sich auch fast noch ein Jahrhundert lang, und es soll während dieser Zeit Wirthschaft darin getrieben worden seyn; 1730 saß noch ein Forstknecht darin. Im J. 1751 wurde endlich ihr Urtheil gesprochen, das baufällige Schloß wurde an das Kloster (den herzogl. Kirchenrath) für 750 fl. verkauft, und mit ihren Steinen wurde das armselige Kirchlein in Gerhausen erbaut. Bald werden auch die letzten Spuren vollends davon verschwunden seyn, und sie wären es bereits, wäre nicht ein 1823 versuchter Verkauf von der K. Finanzkammer wieder zurückgenommen worden. Werfen wir noch einen Blick auf dieselbe und ihre merkwürdigen Bewohner.

Daß die Grafen, oder richtiger gesprochen, die Dynasten von Ruck[1] und die Pfalzgrafen von Tübingen zu Einem Geschlechte gehört haben, wird durch die Geschichte von Blaubeuren ganz ausser Zweifel gesetzt; daß ein Ruck das Stammhaus gewesen sey, ist gleichfalls nicht zu bezweifeln, und wird seiner Zeit noch bey Tübingen näher nachgewiesen werden.


  1. In persönlicher Beziehung können sie allerdings Grafen genannt werden; in Beziehung auf ihre Stammherrschaft Ruck aber waren sie unabhängige Dynasten.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)