Seite:Oberamt Blaubeuren 154.jpg

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Kirche stiftete die Gemeinde, 1501, eine später wieder eingegangene Kaplaney. Die Mühlen haben in früherer Zeit viel Kochgerste (Ulmer Gerste) geliefert (S. 79). Die Hauptnahrung besteht in Feldbau, der Weberey und Fischerey. Der Feldbau ist durch die kleine Markung beschränkt; die Güter liegen meist am Abhange und auf dem Hochsträß; die Weber, 21 an der Zahl mit 17 Knappen, sind durchaus Stuckweber, die Fischerey wird von 8 Bürgern betrieben; das vormals klösterliche nun privateigene Fischwasser in der Blau, von dem Blautopf bis zu dem Hof Altenthal ist zu dem Ende in 8 Bezirke abgetheilt. Zwey Hafner fertigen gutes Töpfergeschirr, zwey Familien Wachholdergesälze. Über den Schneckengarten s. S. 74. Der Ort wird von der Blau in drei Armen durchschnitten, über welche 3 hölzerne Brücken darin führen.

Als Merkwürdigkeit von Gerhausen führt Sattler in seiner topogr. Geschichte v. W. S. 536 an, daß am 23. May 1737 der Schultheiß Johannes Gier daselbst in einem Alter von 92 Jahren gestorben sey, und in einer 70jährigen Ehe 6 Söhne und 2 Töchter erzeugt, und von diesen 95 Enkel, 137 Urenkel und 4 Ururenkel, im Ganzen also 244 Kinder und Kindskinder erlebt habe. Von den Söhnen war der eine bey des Vaters Tode 70 Jahre alt. Wir fügen diesem noch bey, daß ein Müller von Gerhausen, Namens Hochstetter, 3 Enkel hatte, welche alle drey Prälaten waren. Ferner verdient bemerkt zu werden, daß Gerhausen den ersten bekannten Buchdrucker des Landes hervorbrachte: Conrad Fymer (Feiner) von Gerhausen druckte schon im J. 1470 zu Eßlingen, und verlegte von da seine Buchdruckerey nach Urach. Er war der erste der hebräisch druckte [1].

In den Jahren 1796, 1800 und 1805 litt Gerhausen großen Verlust durch Truppenmärsche und Plünderung, 1796 war ein östreichisches Lager von 10.000 Mann in der Nähe, und 1800 fiel ein Gefecht zwischen den Franzosen und Östreichern,


  1. Zapf „Älteste Buchdrucker-Geschichte Schwabens.“ Ulm, 1791. S. 11, 12, 18.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)