Seite:Oberamt Blaubeuren 169.jpg

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zu beziehen; von 5 Morgen hat diese auch den Großzehnten, der Staat dagegen hat auf dem Weichstetter Feld auch den kleinen. In ältern Urkunden wird der Name des Orts gemeiniglich Machtolfsheim geschrieben gefunden. Er gehörte vormals zum Klosters-Oberamt Blaubeuren, Forst und Wildbann aber waren wiesensteigisch, und es wohnte ein wiesensteigischer oder churbayerischer Förster im Orte. Das Dorf liegt an dem nördlichen Abhange einer Höhe und wird eines der höchstgelegenen im Oberamte seyn (s. S. 69). Es hat gute, aber wie gewöhnlich meist mit Stroh bedeckte Häuser, 1 Schule, 3 Schildwirthschaften, 1 gut eingerichtete Brauerey und eine ansehnliche Markung, aber kein anderes als Dachwasser. Für das Vieh und zum Bierbrauen sind 7 Hülen, hier gemeiniglich Wasserställe genannt, angelegt; bey ganz trockener Witterung muß das Wasser in der fernen Blau geholt werden. Die sehr unebene Markung ist größtentheils steinig und die felsige Unterlage sticht überall hervor; aber durch ihre Neigung gegen Süden und Osten ist sie früher, als manche benachbarte Markung. Die Pfarrkirche zu U. l. Fr. ist mit einem stattlichen steinernen Thurm und einem festen Kirchhofe, der mit einer Ringmauer umgeben ist, versehen. Die Ringmauer ist noch mit Thürmen besetzt, der Umgang aber wurde 1774 abgebrochen. Die Kirche wurde im J. 1488 gebaut; sie ist eine der besten der Umgegend. Die Baulast der Kirche und des Schulhauses, das 1740 neu gebaut wurde, hat die Stiftungspflege, die des Pfarrhauses der Staat. Eine Rathsstube befindet sich in dem Hause des Maierbauers, der nach dem Lagerbuch Jedem, welcher von Klosters wegen dahin kam „ziemliche Atzung,“ jedoch ohne Weißbrod und Wein, zu reichen hatte. Die Stiftungspflege hat schöne Einkünfte, welche hauptsächlich aus Lehen und Gefällgütern fließen. Neben ihren Verpflichtungen für Kirche und Schule, theilt sie jährlich noch 4–500 fl. an Arme aus. Die Grundlasten des Orts sind ziemlich stark (s. S. 88). Die Einwohner nähren sich neben dem Feldbau vom Spinnen und der Leinenweberey; der Ort hat 40 Leinenweber, auch einige

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)