Seite:Oberamt Blaubeuren 208.jpg

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das Kloster stoßende Brauerey wird als das Gebäude bezeichnet, worin die Brüder ihren Sitz hatten.

Wie in andern Klöstern, so nahm auch in Urspring die Unordnung überhand. Vergeblich suchte man eine s. g. Reformation einzuführen und damit Zucht und Ordnung wieder herzustellen. Die Meisterin, Marg. Anna (von Freyberg), wandte sich 1475 an die Pfalzgräfin Mechtild zu Rottenburg, Wittwe des Herzogs Albrecht von Österreich und Mutter des ersten Herzogs v. Würtemberg, Eberhards im Bart. Diese kam auch wirklich, begleitet von einem starken Gefolge nach Urspring, fand aber hier den entschiedensten Widerstand. Der widerstrebende Theil der Klosterfrauen hatte sich in das Krankenhaus zurückgezogen und das Haus verrammelt. Die Pfalzgräfin befahl das Haus mit Gewalt zu öffnen, allein ihre Bewaffneten weigerten sich dessen. Jetzt ließ sie die Sturmglocken in Schelklingen läuten, die Bürgerschaft kam bewaffnet herbey, das Haus wurde mit Gewalt genommen und eine neue Klosterordnung eingeführt. Von nun an ging Alles gut; die Frauen beschäftigten sich mit Chorgesang und Kirchenmusik und später auch mit dem Unterricht von Kindern, wozu ein eigenes Gebäude, das Instituts- oder Kosthaus genannt, errichtet wurde. Aber die Wahl der letzten Äbtissin Abundantia v. Barille, (1797), führte neuen Zwist herbey; ein Theil der Klosterfrauen verlangte nun die Verwandlung des Klosters in ein weltliches, adeliges Damenstift. Ehe jedoch der deßwegen geführte Streit seine völlige Erledigung erhielt, fiel Urspring mit der Herrschaft Schelklingen an Würtemberg und das Kloster wurde 1806 aufgehoben. Während jenes Streits war das Kloster, 1801, der Aufsicht des Abts von dem näher gelegenen Kloster Wiblingen übergeben worden.

Die weltliche Verwaltung wurde unter der Leitung der Äbtissin und ihres Convents von einem Klosters-Hofmeister geführt, der in späterer Zeit den Titel eines Oberamtmanns erhielt, und dem ein Aktuar zur Seite stand, der zugleich Förster war.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)