Seite:Oberamt Blaubeuren 219.jpg

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die Pfarrey; Gefälle haben neben dem Staat hauptsächlich noch die Stiftsverwaltung in Ulm. s. S.91.

Der ansehnliche Flecken liegt auf freyer Ebene in Obstbäumen verhüllt; das Feld ist sehr fruchtbar, aber an Wasser ist auch hier Mangel, und Trink- und Kochwasser wird nur sparsam aus dem Gemeindebrunnen ausgetheilt. Der Ort hat 2 Kirchen, Schule und Schulhaus, 2 Schildwirthschaften und 2 Brauereien auch 2 Jahrmärkte. Von den Kirchen ist die eine U. L. Fr., die andere dem h. Martin geweiht; jene wird gemeiniglich auch die untere, diese die obere (in Urkunden übrigens, wie zu Mengen) minor genannt. Beyde Kirchen sind Pfarrkirchen, jede mit ihrem eigenen Kirchhof; in die obere Kirche sind 19 Häuser eingepfarrt, doch werden Predigten und Kinderlehren nur noch in der untern gehalten. In ältern Zeiten hatte jede Kirche auch ihren eigenen Pfarrer und ihren eigenen Patronatsherrn; das Patronatrecht der L. Frauenkirche besaß die Deutschordens-Commende Ulm, das der Martinskirche das Kloster Elchingen, dem die Kirche, 1404, incorporirt wurde. Filiale der Kirchen waren Themmenhausen, Dornstatt nebst Böttingen. Themmenhausen wurde als ulmischer Ort durch die Reformation davon getrennt, Dornstatt aber 1674 mit einer eigenen Pfarrey versehen, indem die Martins- oder Elchingische Pfarrey von Tomerdingen dahin verlegt und die Gemeinde Tomerdingen der deutschherrischen Pfarrey allein überlassen wurde. Die Baulast von beyden Kirchen hat die Stiftungspflege, aushülflich der Staat als Großzehentherr, der auch das Pfarrhaus baut.

Tomerdingen gehörte vormals dem Kloster Elchingen und war der Sitz eines s. g. Pflegamts, wozu Tomerdingen, Dornstatt, Vorder- und Hinter-Denkenthal, Westerstetten und der Burghof oder Bürkhof dabey gehörten. Das Kloster kam allmählig zu dem Besitze; den Grund dazu scheinen die von Ravenstein, die zweyten Stifter des Klosters Elchingen, von denen schon bey Bermaringen die Rede war, und von welchen, wie dort erwähnt ist, auch der Gemeindewald herrühren soll, mit der uralten St. Martinskirche gelegt zu haben. 1382 erkaufte das Kloster von Bertold von Westerstetten zu

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)