Seite:Oberamt Blaubeuren 222.jpg

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die Kirche an und lebte darin unter Beten und Fasten bis es im Jahre 1250 starb und bey den Franziskanerinnen in Blaubeuren begraben wurde. Seinem Beyspiele folgten nach einander einige Jungfrauen; eine derselben, Gertrud Schwehlerin, lange Zeit Dienstfräulein des Grafen von Helfenstein auf Gerhausen, baute 1374 statt der ärmlichen Hütte ein Haus und nahm in dasselbe zwölf Schwestern zu sich auf. Diese Gertrud kann also als die Stifterin des Klosters betrachtet werden. Statt des von ihr erbauten Hauses wurde im Jahre 1477 von der Vorsteherin oder Mutter, Adelheid Oßwald, mit Hülfe des Abts zu Blaubeuren und der Einwohner von Ulm, welche ihre Töchter häufig dahin gaben, ein neues größeres Gebäude aufgeführt, das noch jetzt steht, von einem gemeinen Wohnhause sich übrigens wenig unterscheidet. Allmählig erwarb sich das Klösterlein auch mehrere Einkünfte in und ausserhalb des Bezirks von Blaubeuren. Bald aber mußte sich das Kloster der von Herzog Ulrich eingeführten Reformation unterwerfen. Die Klosterfrauen wehrten sich zwar so gut sie konnten dagegen, und nahmen auch nachher noch Novizen auf, aber endlich sahen sie sich doch genöthigt, i. J. 1570 Weiler zu verlassen, und mit Beybehaltung ihrer Güter und Gefälle 19 an der Zahl in das Kloster Welden bey Augsburg abzuziehen, wo die letzte erst i. J. 1619 in einem Alter von 81 Jahren starb. Nach ihrem Tode wurden die Gefälle und Güter des Klosters auf Würtembergischen Boden von der Stiftungsverwaltung Blaubeuren eingezogen, die auswärtigen Gefälle aber mußten, da der Kaiser Matthias und seine Gemahlin und die Erzherzoge Maximilian und Leopold sich in den Streit legten, dem Kloster Welden überlassen werden.

Das Schloß Weiler, dessen oben erwähnt wurde, ist nicht, wie es gemeiniglich geschieht, mit dem Schlosse Günzelburg auf der Höhe von Weiler zu verwechseln; es stand, wie Felix Fabri ausdrücklich bemerkt, auf der Anhöhe, wo die Kirche und das Kloster steht, und war einst der Sitz

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_222.jpg&oldid=- (Version vom 11.7.2022)