Seite:Oberamt Blaubeuren 228.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ganzen Bezirk ausmachen, gehören, (von der alten Burg her) dem Staate. Dennoch hat dasselbe eine Pfarrkirche, eine Schule mit einem neu gebauten Schulhaus und eine Schildwirthschaft. Die eine Mühle wurde in neueren Zeiten von einem Katholiken gekauft, und es rühren daher die katholischen Einwohner.

Lautern gehörte vormals zum Kloster-Oberamt Blaubeuren. Die Pfarrkirche enthält einen künstlichen Hochaltar mit Bildwerken. Die Kirche ist eine der ältesten des Oberamts und wie die meisten ganz alten U. L. Frau geweiht. Sie soll schon im 9. Jahrhundert von K. Ludwig dem Frommen gestiftet worden seyn, und dankt ihre Entstehung sehr wahrscheinlich, wie die Kirchen zu Blaubeuren und Urspring, der benachbarten Quelle, bey der sich anfangs auch noch eine Capelle befand. S. S. 11. In dem Kirchthurm befinden sich 3 schöne Glocken, deren harmonisches Geläute in der engen Felsenschlucht mächtig wiederhallt. Die eine davon ist wegen ihres hohen Alterthums höchst merkwürdig. Sie trägt die Inschrift:

Ano dumine MXX etc. etc.

Sie ist also schon über 800 Jahre alt, und somit eine der ältesten Glocken, wo nicht die älteste in Deutschland[1].

Die Kirche ist zwar Pfarrkirche; aber der Pfarrsitz ist, wie oben schon bemerkt wurde, in Wippingen, obgleich noch ein Pfarrhaus in Lautern steht, das in neueren Zeiten erst verkauft wurde. Gegenwärtig wird in der Regel noch alle 14 Tage Predigt und Christenlehre in der Kirche gehalten.


  1. Der ungünstige Standpunkt in dem Glockenstuhle erschwert die Entzifferung der ganzen Inschrift sehr. Die Schrift ist die alte Mönchsschrift; die Buchstaben stehen alle gleich weit von einander, ohne Unterscheidung der Worte. Mit vieler Mühe wurde Folgendes herausgebracht:
    ano dumine mxx maistr peter oun (von?) agspurg (Augsburg) aom (?) vielleicht agspurgadm. domina) maria griest †.
    Der Sinn bleibt wenigstens theilweise zweifelhaft; die Jahreszahl aber ist vollkommen deutlich. An der fehlerhaften Schreibart wird sich wohl kein Kenner des Alterthums stoßen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_228.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)