Seite:Oberamt Ehingen 040.png

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meist manchesternem, Camisol mit metallnen Knöpfen, schwarzledernen Hosen, weißen Strümpfen, Schuhen mit weißen Schnallen und einem schwarzen, bey den Ledigen gemeiniglich runden, bey den Verheiratheten dreyeckigen, Filz- oder Strohhut mit Band und Schnalle. Fast noch häufiger aber als die runden Hüte sind bey den ledigen Mannsleuten die Pelzkappen mit breitem Gebräme. Die weibliche Kleidung zeichnet sich hauptsächlich durch hohe Hauben mit einer radförmigen Kranzeinfassung, durch farbige (in den Städten weiße) Goller aus. Die Hauben – Gimpenhauben, auswärts gemeiniglich Ehinger Hauben genannt, sind in der Regel schwarz, der Kranz von Chenillen, der Boden aber bunt gestickt; bey reichern hingegen weiß von Silberstoff und in noch höherer Stufe von Goldstoff.

Die Sitten und übrige Lebensart verhalten sich gegenseitig wie die Kleidung: der Donaubauer erlaubt sich schon mehr Aufwand; er ist weichlicher und gemächlicher, erspart sich Handarbeiten, geht selten weit zu Fuß, sondern bedient sich gemeiniglich seines Berner-Wägeleins und, wie in der Schweiz, so auch hier schon häufig des Regendachs (Schirms). Sein Haupt- und ein allgemeines Vergnügen ist das Scheibenschießen, nächst diesem, wie fast überall das Kegelspiel. Die so häufigen blonden, oder lichtbraunen Haare, die sehr stark betonte Sprache und ihre eigenthümlichen Wörter und Redensarten lassen in den Einwohnern des Donaubezirks noch die Abkömmlinge der alten Allemannen erkennen.

c. Der Charakter der Einwohner ist theils nach den verschiedenen Gegenden, theils und hauptsächlich nach den frühern politischen und grundherrlichen, selbst nach Religionsverhältnissen verschieden. Im Allgemeinen ist er gut und friedfertig, nur bey einzelnen Orten, wie bey Rottenacker, Mundingen, Ennahofen zeigt sich, nach amtlichen Erfahrungen, eine Geneigtheit zu Streitigkeiten, deren allmähliges Verschwinden aber mit Grund zu hoffen ist. Die Anzahl der bey den Gerichten jährlich vorkommenden bürgerlichen


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 040. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_040.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)