Seite:Oberamt Ehingen 095.png

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Leopold I. erhalten zu haben, nachdem die östr. Vorlande, über welche bisher lange Zeit eine eigene Linie regiert hatte, 1665 mit der östr. Monarchie vereinigt worden waren. Die Landtage wurden theils von den Gotteshäusern (Wiblingen, h. Kreuzthal und Urspring) und dem landsässigen Adel durch Beamte, theils von den Städten und Dorfschaften durch selbst gewählte Abgeordnete beschickt. Eine Abtheilung nach Ständen fand nicht Statt, da der reichsfreye Adel sich frühe schon aller Theilnahme enthalten hatte. Der ständische Wirkungskreis beschränkte sich auf die Anforderungen der Regierung in Geld und Rekrutirungssachen, auf die Vertheilung der Steuern und auf Verwaltung der Landschaftskasse: Einzug und Verwendung der Steuern für Militärbeytrag, Zinszahlungen, Administrationskosten, Ausgleichung von Lasten, Entschädigung bey Landschäden durch Feuer, Wasser, Hagel etc. Um einer Seits die kostspieligen Landtage zu vermeiden, anderer Seits der Repräsentation eine fortdauernde Wirksamkeit zu verschaffen, wurde auf dem Landtag 1764 ein sogenannter ständischer Conseß, Ausschuß, angeordnet, der aus den Bürgermeistern und Syndicis der 4 Städte Ehingen, Rottenburg, Radolfszell und Munderkingen, als Vertretern der 4 Oberämter oder Landvogteyen (Burgau, Hohenberg, Nellenburg, Altdorf) bestand, alljährlich sich in Ehingen versammelte, und dort seine Kanzley und Kassenverwaltung hatte. In wichtigen Fällen wurde der Ausschuß durch beständige Ständemitglieder aus der Nähe verstärkt. Die 4 genannten Städte hießen die Directorialstädte.

Die Schicksale der Stadt können wir hier nur kurz berühren. Im Jahre 1343, während des Streits über die Bergischen Güter (S. 90), wurde die Stadt von Graf Eberhard von Würtemberg belagert, nachdem derselbe vorher Mengen zerstört hatte. Die Belagerung dauerte mehrere Wochen lang und die Stadt war an dem, daß sie durch Hunger genöthigt, sich übergeben hätte, als Herzog Albrecht von Östreich sie entsetzte[1]. Empfindlichen Schaden litt das


  1. Sattler, Grafen I. S. 140 etc.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_095.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)