Seite:Oberamt Ehingen 105.png

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dem Stoffelberg, an der Münsinger Straße, 13/4 St. nordwestlich von Ehingen mit 228 Einw. F. A. Zwiefalten. Grundherrschaft: zum größten Theil der Spital Ehingen. Die Zehnten hat die Pfarrey.

Gefälle beziehen: der Staat 6 fl. 18 kr., die Stiftspflege Ehingen 762 fl. 3 kr., die Ortspfarrey 123 fl. 16 kr., die Stiftspflege 24 fl. 41 kr., zus. 916 fl. 18 kr., und zwar 168 fl. 39 kr. Geld, 177 Sch. 7 Sr. Dinkel, 106 Sch. 71/2 Sr. Haber.

Die Pfarrey hat auch den Zehenten in einigen Waldungen, das Stammholzerzeugniß ausgenommen. Die Kirche wird bey Unzulänglichkeit der Kirchenpflege von der Pfarrey, das Pfarrhaus von letzterer allein, gebaut. Die sehr alte Pfarrey umfaßte ehemals, außer den jetzigen Filialen Dächingen und Briel, auch noch die Kirchen von Kl. Allmendingen und Schelklingen. Bey dem Ort, auf einem Felsenvorsprunge an dem Thaleinschnitte, lag die Burg Alt-St. wovon aber jetzt fast alle Spur verschwunden ist. Burg und Dorf sind sehr alt. Schon 776 überläßt der Gaugraf Agylolf die Kirchengefälle und Güter in St. dem Kl. Marchthal, von dem sie 854 an das Kloster St. Gallen kommen; 797 stellt ein gewisser Pebo eine Urkunde in St. aus (Actum in Stiuzzelingun)[1]. In späterer Zeit gehörte Steußlingen den Herrn von Steußlingen, oder wie alte Urkunden auch schreiben, Stuißlingen, Stiuzlingen, Stuzzelingen; es war der Stammsitz dieser einst berühmten Familie, deren Herrschaft sich rund um über die Gegend ausbreitete, und mit einem Gürtel von festen Burgen ihrer Lehensleute – der von Granheim, von Hochdorf, der Harscher, der Flecken, der von Bergach, von Kirchheim, von Eschibach etc. umgeben war. Sie nannten sich liberi Nobiles, und gehörten also zu dem höhern Adel, zu der Klasse der Dynasten, wie die von Berg, Gundelfingen und Justingen, welche sich mit ihren Besitzungen an sie anschlossen, und wovon die beyden letztern auch einerley Wappen hatten. Otto von Stuscelingen


  1. Neugart Codex Dipl. Nr. 66. 356. 132. Von Arx Gesch. von St. Gallen. B. I. S. 56
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_105.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)