Seite:Oberamt Ehingen 142.png

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Marchthal, Herrn Friedr. Walter, einem ehrwürdigen Greisen, der sich dieselbe bey seinem Rückzug wählte, besorgt. Früher war sie dem Kloster Marchthal einverleibt und wurde von diesem bis 1803 durch einen Klostergeistlichen versehen. Walter hat i. J. 1822 zum Besten von armen Schulkindern eine Stiftung von 500 fl. gemacht, und dieselbe seitdem unter seiner Pflege bis an 7000 fl.[ws 1] vermehrt.

Kirchbierlingen kommt mit seiner Kirche schon bey der Schenkung des Grafen Agilolf an das Kl. St. Gallen i. J. 776 unter dem Namen Pilaringa[1], und in der früher schon angeführten Schenkungs-Urkunde des Gr. Chadaloch von 817 vor. Aus diesen Urkunden geht hervor, daß der Ort der alten Gaugrafenfamilie, welche in der Geschichte des Oberamts so häufig vorkommt, gehört habe. Von ihr scheint er an die Herzoge von Allemannien gekommen zu seyn; wenigstens war „Bilringen“ mit der Martinskirche ein Theil des Stiftungsguts, womit Herzog Herrmann II. 992 das Collegiatstift zu Marchthal ausstattete. In der Folge, da das Stift in Zerfall gerieth, kam Kirchbierlingen an die Gr. v. Berg und von Kellmünz, und von letztern deren Antheil an die Pfalzgrafen von Tübingen. Als der Pfalzgr. Hugo 1171 das Präm. Kloster Marchthal stiftete, wies er demselben auch die Kirche zu Billringen an. In dem Stiftungsbriefe sagt er ausdrücklich, daß er die 3 Canonikatpfründen, wozu auch Billringen gehöre, von seiner Großmutter Bertha von Kellmünz geerbt habe. 1174, 1. Juni gegeben zu Rottenacker, schenkte Hugo dem Kloster noch seinen Hof neben dem Gottesacker mit 6 Wohnungen. Den größten Theil der Höfe besaßen indeß die Grafen von Berg und selbst auf die Kirche machten sie Ansprüche. Der Bischof Diethelm von Constanz wies zwar den Gr. Ulrich II. v. Berg 1202 damit zurück, und ebenso sein Nachfolger 1211; allein Ulrich gab nicht nach, und 1216 und 1219 verglich sich Pfalzgr. Rudolph, des Stifters Sohn, mit ihm dahin, daß Ulrich und


  1. Neug. Cod. Dipl. Nr. 66.

Anmerkungen [WS]

  1. Korrektur nach Beschreibung des Oberamts Riedlingen S. 267: Die Stiftung des Prälaten zu Kirchbierlingen hat sich bis an 7000 fl. vermehrt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)