Seite:Oberamt Ehingen 145.png

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noch Überreste von der alten Burg der Herrn von Kirchheim, welche noch 1621 stand. Ein merkwürdiges Wasser (s. S. 21) treibt eine Mahlmühle im Orte. Auch hat dieser eine Ziegelhütte. In die Pfarrey gehören auch Deppenhausen, Mochenthal, Mühlheim, Schlechtenfeld und Stetten, und in ältern Zeiten soll selbst Munderkingen dahin eingepfarrt gewesen seyn; s. u.

Die Familie der Herrn von Kirchheim, welche man von 1250 an in Urkunden findet, starb, wie es scheint, mit Eberhard v. Kirchheim 1406 aus. Nach ihnen waren, wie die in dem K. Archiv noch vorhandenen Original-Kaufbriefe ausweisen, eine Menge Herren nach einander und neben einander im Besitze von K., die Homburg oder Heimburg, die Stein, die Spät, die Bichishausen, die Staufenberg, die Laubenberg, die Schilling und wieder die Spät, bis endlich zwischen 1560 und 1570 Hans v. Remchingen, theils durch Kauf, theils durch Erbschaft mit seiner Frau Anna von Spät, den Ort erwarb. Sein Sohn Ulrich erhielt 1594 von K. Rudolph II. Stock und Galgen oder die Belehnung mit dem Blutbann für den Ort. Aber schon die Enkel verkauften 12. Juli 1621 ihre Herrschaft „zu Kirchheim dem Dorf mit aller Oberkeit, geist- und weltlichen Lehenschaften, item 2 Höfen zu Mundingen und der Mühle zu Rottenacker“ für 145.000 fl. an das Kloster Zwiefalten, und dieses besaß die Herrschaft als ein ritterschaftliches Gut bis zu seiner Auflösung. Den Kirchensatz nebst dem Pfarrzehnten und Widdumhof, wozu auch der Kirchensatz von Munderkingen gehörte, besaßen die Boßen von Zwiefalten als östr. Lehen. Von diesen wurde der Besitz 1387 unter Verzichtleistung des Herzogs Albrecht von Östreich auf die Lehenschaft für 1050 lb. an das Kloster Marchtal verkauft. S. auch Emerkingen. Da die von Remchingen, welche sich zur protest. Religion bekannten, die Reformation in Kirchheim einführten, so verkaufte das Kloster aus Verdruß darüber sein Patronatsrecht 1566 an Bernh. v. Stein für 5000 fl., und dieser suchte nun die neue Lehre wieder zu verdrängen.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)