Seite:Oberamt Ehingen 161.png

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Versuche, die Heerstraße der Römer von Passau bis Windisch zu erklären,[1] nimmt Munderkingen für das römische ad Lunam an, und stützt sich dabey noch auf die Ähnlichkeit des Namens im Deutschen (Mond). Allein so sehr auch für diese Annahme sowohl die Lage der Stadt, als auch insbesondere die in einiger Entfernung hinziehende Römerstraße spricht, so wenig wird dieselbe durch die geringste Spur an dem Orte selber bestätigt. Gewiß ist hingegen, daß der Ort schon von 792 an in Urkunden vorkommt, und der Hauptort einer von ihm benannten Mark oder Cent, wenn nicht eines Gaues selbst war, worin als untergeordneter Ort auch Ehingen lag. S. 5. Es läßt sich deßwegen auch annehmen, daß Munderkingen schon frühe ein ummauerter Ort wurde. Ob es Sitz des Grafen war, wollen wir dahin gestellt seyn lassen; aber eine alte Burg war vorhanden, wovon man noch Überreste und den Graben am Mühlthor sieht. Nach den Zwiefalter Annalen sollen die Herren von Emerkingen einen Sitz in der Burg gehabt; ja nach andern Nachrichten sollen sie Munderkingen selbst besessen und an K. Albert verkauft haben.[2] Mit Sitz


  1. Hist. Abhandl. der K. Bayr. Akademie der Wissensch. Bd. I. S. 1. u. ff.
  2. Diese Behauptung wird noch durch das i. J. 1303 vollendete östreich. habsburgische Urbar (s.o.) bestätigt, worin es heißt: Die Stat ze Munderchingen, die köffet ist umb die (gekauft ist von den) von Emmerchingen, ist der Herschaft eygen.“ In diesem Urbar befinden sich auch noch folgende, theils die ältere Geschichte, theils den gegenwärtigen Zustand erläuternde Aufzeichnungen. Nach denselben gab die Stadt jährlich Hofstettezinse und Gartenzinse 7 Pfd. 12 Schill. 7 Hllr.; ein Acker und das Bannwartlehen gaben statt Käse 7 Schill. 9 Hllr., das Hirtenamt gab 1 Pfd.; des Schmalviehes Hirte 12 Schill., (noch jetzt werden für den Hirtenstab 54 kr. 6 Hllr. bezahlt) die Bäcker gaben 25 ß. Hllr, (noch jetzt jeder 1 fl. 20 kr.) Weitere Gülten fielen von einem Acker, Baumgarten und Wiese, dann von 1 Mühle 32 Pfd. Hllr., vom kleinen Umgelt 3 Pfd., vom großen 26 Pfd. Die Bürgersteuer ertrug 25 bis 40 Pfd. (In dem Ehinger Cam.-Amts-Grundbuch befindet sich die Bemerkung: „Hier fallen an Bürgersteuer 35 fl. 81/2 kr., deren Ursprung und rechtliche Beschaffenheit bis jetzt unbekannt geblieben;“ hier haben wir wenigstens eine Nachweisung.) Die nach Veringen gehörigen Leute (also hatten auch die Grafen von Veringen hier Leute) gaben jährlich 2 bis 4 Pfd. Steuer. Die oben genannte Mühle – „die zu M. nächst außerhalb der Ringmauern gelegene Mühle mit Ein- und Zugehörung – die 1/2 Bleiche „der Baumgarten“ genannt, dabey gelegen mit dazu gehörigem Fischwasser und Wieswachs“ besaßen die Fhrn. v. Spät. Unter-Marchthal als östr. Kunkel- und Zinslehen für 75 fl., daher noch die obigen Gefälle. Die Mühle verkauften sie 1817.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)