Seite:Oberamt Ehingen 182.png

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ganzen Ritterguts ist zu 6156 fl. berechnet. Die Baulast der Pfarrkirche hat aushülflich der Großzehntherr, die des Pfarrhauses die Pfarrey.

Der Name Stadion wird von dem Volk gemeiniglich Stehen gesprochen, wie der Name des in der Nähe fließenden Baches, er wird auch häufig so, und Statgen, Stadegun geschrieben gefunden. Oben in dem Dorfe steht das Gr. Schloß, ein großes, modernes Gebäude, mit einem schönen und großen Garten. Es wurde 1758 gebaut, ist sehr gut eingerichtet und unterhalten, und schließt sich an einen festen Thurm an, der als Denkmal ehemaliger Ritterzeiten noch von dem alten Schloß übrig ist, welches Wilhelm von Stadion, der Begleiter Graf Eberhards von Würtemberg in das gelobte Land, auf den Grund eines noch ältern nach seiner Rückkehr aus Palästina (1468) erbaute. Eben dieser Wilhelm versah Dorf und Schloß mit (längst wieder verschwundenen) Gräben und Thoren, baute auch mit seinem Bruder Burkhard 1473 die ansehnliche Pfarrkirche zum h. Martin, welche 1482 eingeweiht, und von ihrem Erbauer reichlich ausgestattet wurde. Sie wurde 1776 erneuert; 1808 brannte der Thurm zum Theil ab. In der Kirche befinden sich sehenswerthe Denkmäler, und eine unterirdische Capelle mit einer Gruft. An der Kirche steht gegenwärtig der verehrungswürdige und als Schriftsteller rühmlich bekannte Pfarrer Christoph Schmid mit einem Caplan. In die Pfarrey gehören: Oberstadion, Bühl, Bettighofen, Moosbeuren, Mühlhausen, Mundeldingen und Rettighofen, lauter Stadionische Orte, wie das Dorf Hundersingen, das bis 1810 ebenfalls dazu gehörte, nun aber zu einer eigenen Pfarrey erhoben ist, wozu eine 2te Caplaney in Oberstadion verwendet wurde.

Von der ältesten Geschichte des Orts so wie davon, wie er an die Herrn von Stadion gekommen, weiß man wenig. Die Grafen von Stadion stammen aus der Schweiz ab, wo sie sich an die Habsburgische Familie angeschlossen, eben deßwegen aber auch ihre Stammgüter verloren, von Östreich hingegen


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)