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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

nicht vor, dagegen hat sich in einem Theil der Höhle Bergmilch an Decke und Wänden angesetzt, im übrigen ist dieselbe trocken.

Etwa 100′ unter den Ruinen der Burg Rosenstein befindet sich eine Höhle, das sog. kleine Haus, die einen 30′ hohen und 20′ breiten, einem gothischen Thor ähnlichen Eingang hat und in der gegen 40 Personen sich hier vor Regen und Sturm bequem schützen können. Etwa 40′ von dem Eingange, in der Mitte der Höhle lagert ein 10–12′ hoher Felsblock, hinter dem sich eine niedrige, weniger zugängliche Felsenspalte noch gegen 40′ fortzieht. Nach der Volkssage soll sich diese Höhle durch den ganzen Berg bis zu einer an der Ostseite des Rosensteinberges befindlichen Höhle, der sog. Scheuer, fortziehen.

Die Scheuer bildet ein großartiges, 132′ langes, 20′ breites und 30–40′ hohes Gewölbe, das drei große Öffnungen hat, die einen herrlichen Ausblick, nicht allein über die felsenreiche, wildromantische nächste Umgebung, sondern auch über das am Fuß des Rosensteins sich weit ausbreitende Land gestatten; gegen Süden hat die Höhle einen 16′ hohen Ausgang. Auch hier fehlen die Tropfsteinbildungen, die reinlichen Wände sind glatt und der ganze Raum mit seinem Gewölbe und seinen Öffnungen ins Freie erinnert an einen alten Rittersaal. An den Öffnungen haben sich felsenliebende Pflanzen angesiedelt, die dem hereinbrechenden Sonnenlicht entgegenwachsen.

Nur etwa 150 Schritte von der Scheuer gelangt man an eine vierte Höhle, das große Haus genannt, die einen imposanten, 24′ breiten und gegen 50′ hohen, einem gothischen Portal gleichenden Eingang hat und in 4 verschiedenen Bögen etwa 100′ bergeinwärts und zugleich aufwärts zieht. Die gegen 30′ breite Höhle wird gegen hinten niedriger und an ihrem Ende liegt quer ein großer etwa 12′ hoher Felsblock, der von kleineren Felstrümmern umgeben ist; die Volksphantasie macht jenen zum Tisch und diese zu den Stühlen des Hauses. Die Wände der Höhle sind vielfältig geborsten und in den Rissen hat sich überall Kalksinter angesetzt.

An dem Scheuelberg, der dem Rosenstein gegenüber liegt, befindet sich oberhalb des Weilers Beuren die Jakobshöhle, die jedoch mehr einer Felsennische als einer eigentlichen Höhle gleicht.

Eine weitere Höhle wurde erst vor 12 Jahren auf der südöstlichen Seite des Hochbergs oberhalb der ersten Wendung der Bartholomäer Steige entdeckt, sie ist schwer zugänglich und man kann nur durch Einkriechen in dieselbe gelangen; sie ist 30′ lang, gegen 20′ hoch und ebenso breit (s. auch die Ortsbeschreibung von Heubach).

Interessanter als die angeführten Höhlen ist die auf der Hochebene der Alb (Aalbuch) 1/4 Stunde südwestlich vom Kitzinghof gelegene Falkenhöhle. Zwischen über die Oberfläche hervorragenden

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)