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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd


Zu öffentlichen Zwecken dienen nach der Aufnahme von 1870 201 Gebäude, worunter 37 Kirchen und 18 Kapellen, 39 Rath- und Schulhäuser, 41 Spital-, Kranken- und Armenhäuser und 7 sonstige Gebäude. Unter den Wohngebäuden befinden sich 6 Schlösser, 27 Amtswohnungen für Staats- und Gemeindediener und 26 Pfarrhäuser. Auf ein Wohnhaus kommen im Durchschnitt 6,6 Menschen; die meisten in Gmünd mit 8,5, die wenigsten in Herlikofen mit 5,0 (s. Tabelle I).


B. Bauart und Material.

Im ganzen Bezirk, besonders in den Dörfern, ist der Tannenholzbau vorherrschend und nur an älteren Gebäuden trifft man noch den Eichenholzbau, zuweilen den massiven Steinbau angewendet. Die Unterstöcke sind meist aus Stein aufgeführt; zu den letzteren, wie zu den massiven Bauten verwendet man die in der Nähe der Orte vorkommenden tauglichen Gebirgsarten, wie den grobkörnigen Keupersandstein, den Liassandstein, den Sandstein des braunen Jura, zuweilen wird auch der etwas ferner liegende feinkörnige Keuperwerkstein (Schilfsandstein) beigeführt. Zu Riegelgemäuer benützt man nicht selten auch den Liaskalk und den weißen Jurakalk.

Die Gebäude sind in den Dörfern im ländlichen Stil des württembergischen Mittellandes, der sich auch in der Stadt Heubach geltend macht, erbaut; nur in dem nordwestlichen Theil des Bezirks zeigen die Wohnungen viel Verwandtes mit dem Gebirgsstil des Welzheimer Waldes; hier findet man die theilweise verschindelten oder mit Latten bekleideten ansehnlichen Gebäude, die häufig roth oder gelb getüncht sind und einen angenehmen Eindruck machen. Die Bedachung der Gebäude besteht durchgängig aus Platt-, seltener Hohlziegeln und nur in Bartholomä trifft man noch einzelne Strohdächer.

In der Oberamtsstadt finden wir theils altehrwürdige, aus reichem Eichenbalkenwerk oder massiv aus Stein ausgeführte Gebäude gothischen Stils, theils in schönem Renaissance- oder Rococostil erbaute und überdieß mehrere ansehnliche Privat- und öffentliche Gebäude, die in neuerer Zeit in einem sehr ansprechenden modernen Stil meist massiv ausgeführt wurden. Die älteren Gebäude der Stadt haben häufig noch die über einander etwas vorstoßenden Stockwerke und sind mit den Giebelseiten gegen die Straße gestellt.

In architektonischer Beziehung verdienen besonders angeführt zu werden, die Johanniskirche, die Heiligkreuzkirche, die Franziskanerkirche, die protestantische Kirche, die Salvatorkirche, die Herrgottsruhe-Kapelle, die sog. Schmalzgrube, das Rathshaus und mehrere Privathäuser, sämtlich in Gmünd; ferner die Kirche in Weiler, der Chor an der Kirche in Heubach, die Kirche auf dem Rechberg, der Chorthurm

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)