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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

mit unverhältnißmäßigem Kostenaufwand wieder bestockt werden können. Eine rationelle, sehr vorsichtige Wirthschaft an den Steilgehängen ist daher sehr anzurathen, um einem derartigen Übel für die Zukunft möglichst vorzubeugen.

Die Hochwaldwirthschaft ist bei den Waldungen des Staats, der Gutsherrschaften und der meisten Gemeinden der beinahe allgemeine Betrieb, während einzelne Gemeinden und Privaten Mittelwaldwirthschaft, jedoch in geringer Ausdehnung treiben.

In kleinen Gemeinde- und Privatwaldungen ist die Fehmelwirthschaft nach den neueren verbesserten Wirthschaftsgrundsätzen noch üblich, wobei zunächst das jeweilige Bedürfniß des Besitzers entscheidet.

Zu Eichenschälwald werden nur etwa 14 Morgen bei Unter-Böbingen benützt.

Die festgesetzte Umtriebszeit für die Buche ist 80–100, bei der Fichte 100–120, bei der Weißtanne 100–120, bei der Forche 90–100 Jahre. Bei den Mittelwaldungen (Eichen, Buchen) wird eine Umtriebszeit von 30–40 Jahren angenommen. Die Eiche und die Weißtanne läßt man zuweilen auf günstigen Standorten, einzeln oder in kleineren Horsten, auch ein höheres, auf 160–250 Jahre ansteigendes Alter erreichen, um seltene, werthvolle Hölzer zu erziehen. Forstsaat- und Pflanzschulen sind im Bezirk 15 angelegt und zwar für die Staatswaldungen 4 Morgen, für die Gemeinde- und Stiftungswaldungen 2 Morgen.

Nicht nur für die Waldungen des Staats, sondern auch für die der meisten Korporationen und für die gutsherrlichen Waldungen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftspläne vorhanden; auch hat der Graf v. Rechberg zur Bewirthschaftung seiner Waldungen besondere Forstbeamte und die Stadt Gmünd einen Stadtförster aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholzerzeugniß 65% der ganzen Holzproduktion; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 0,25 bis 1,15 Klafter auf den Morgen angegeben.

Die Eichen- und Fichtenrinde gewinnt man häufig zu Gerbmaterial, wogegen die Weißtannenrinde ein sehr gesuchtes Brennmaterial liefert.

Was die Nebennutzungen betrifft, so ist

1. das Harzsammeln in neuerer Zeit in den Staats- und anderen Waldungen aufgehoben worden und findet nur noch an früher angerissenen Fichtenstämmen in ganz geringer Ausdehnung statt.

2. die Waldstreu, als Laub, Heide, Moos, dürres Gras etc. ist sehr gesucht und wird öfters zum Nachtheil der Waldungen gewonnen; die in manchen Gegenden des Landes mit Vortheil benützte Nadelstreu (Hackstreu) wird hauptsächlich in den dem Welzheimer

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_099.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2018)