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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Rechnung der dortigen Fabrikanten, zwei auf Rechnung von Göppinger Fabrikanten betrieben werden.

Außerdem sind dort 10 Baumwollen- und Leineweber, welche zum Theil mit Gehilfen arbeiten.

In Waldstetten sind 7 Beindreher ansäßig, welche die bekannten Geißlinger Waaren anfertigen und für größere Geißlinger Geschäfte arbeiten. Außerdem Dreher, welche Galanteriearbeiten nach Gmünd und in’s Ausland liefern.

Die Holz- und Horndrechslerei ist außerdem noch vertreten in Rechberg, Straßdorf, Bargau, Leinzell, Wißgoldingen, die Fabrikation von Birkendosen in Lindach, die Verfertigung von Maserpfeifenköpfen in Rechberg, Reichenbach, Waldstetten. Das in diesen Orten früher sehr schwunghaft betriebene Gewerbe der Pfeifenmacher hat in Folge der Verbreitung des Cigarrenrauchens an Bedeutung verloren.

Eine Neusilberwaarenfabrik in Waldstetten, welche ihr Geschäft in ausgedehntem Umfange nach dem In- und Ausland betreibt, fertigt neusilberne und gut versilberte Pfeifendeckel jeglicher Façon; Schleifsteine von Liassandstein gewinnt man in Herlikofen.

Perlstrickereien in Leinzell, Rechberg, Straßdorf, Waldstetten arbeiten auf Rechnung von Gmünder Perlstrickwaarengeschäften. Es ist im Werke, diesem Geschäfte dadurch größere Verbreitung zu verschaffen, daß Kinder von 6 Jahren an das Perlbeutelstricken erlernen und damit der Familie einen Verdienst verschaffen.

Im Remsthale des Bezirks ist der Futterbau vorwiegend. Es befinden sich in allen Gemeinden des Remsthals, namentlich in Mögglingen, Bargau, Lautern, Waldstetten, außerdem auch Herlikofen, Lindach, Reichenbach u. s. w. Käsereien, welche ihr Geschäft in ausgedehnter Weise betreiben. Die Viehzüchter dieser Gemeinden haben daran einen sicheren lohnenden Absatz für ihre Milchprodukte.

Ziegeleien sind in mehreren Gemeinden, namentlich in Gmünd, Heubach, Straßdorf, Waldstetten, Wißgoldingen u. s. w.

Eine eigenthümliche Verwerthung der Futterprodukte in dem vorwiegend Futterbau treibenden Remsthal besteht darin, daß Ökonomen im Besitze von Schafhäusern sind, solche an überwinternde Schäfer den Winter über vermiethen und an diese zugleich den Futterbedarf der Schafe verkaufen, was eine sichere und lohnende Gelegenheit zum Absatze der Futtererzeugnisse darbietet.

Die Bierbrauerei ist im Bezirke sehr stark vertreten. Die Zahl der im Betrieb befindlichen Bierbrauereien im Bezirke betrug im Jahre 1869 55, welche pro 1868/1869 an Malzsteuer zu bezahlen hatten 37.137 fl.

An Wasserwerken sind in 17 Gemeinden und (da der Bezirk viele Parzellen hat) in 24 Orten des Bezirks nach dem Oberamts-Kataster von 1867 vorhanden:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)