Seite:Oberamt Gmuend 115.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

München, Zurzach, Botzen, Sinigaglia und anderen Orten, theils in direkter Versendung nach Deutschland, Östreich, Holland, Italien, Spanien, Polen und Rußland abgesetzt wurden.

Nachdem die Baumwollhandgespinnstarbeit durch Anwendung von Maschinen verdrängt worden war, die Strickereien aus Baumwollgarn, die Goldstickerei aufgehört haben und die Hauptindustrie in Gmünd, die Verfertigung von ordinären und Feinmetallwaaren fabrikmäßig betrieben wurde, machen die Fabrikanten ihre sehr bedeutenden Versendungen direkt und zwar nach dem Zollvereinsgebiete, Spanien, Portugal, ganz Italien, Rußland, Östreich, Holland, Nord- und Südamerika, neuerdings auch Australien; es haben deßhalb die Kaufleute jetzt auf diesem Felde nichts mehr zu thun und es gibt keinen Großhändler obengedachter Art mehr. Dagegen ist der Detailhandel in allen Branchen, namentlich seit Einführung der Gewerbefreiheit um so stärker vertreten.

Daß in alten Zeiten zu Gmünd ein namhafter Handel in Fettwaaren bestand, weil noch heute ein größeres mit Gewölben versehenes Gebäude, die sog. Schmalzgrube (jetzt städtisches Eigenthum) vorhanden ist, und daß in Wein, weil Gmünd einen Stadttheil hat, dessen Häuser mit großen Kellern versehen sind, den man den „Weinhof“ hieß, auch die Chronik einer Weinmarktordnung erwähnt, läßt sich vermuthen.

Im 16. und 17. Jahrhundert bestand in Gmünd eine Filiale des Fugger’schen Hauses, in der jetzt noch sog. Fuggerei, wie auch Angehörige des Fugger’schen Geschlechts in Gmünd wohnten und jetzt noch Original-Geschäftsbriefe im Besitze des um die Erforschung der Geschichte der Stadt Gmünd, Sammlung und Erhaltung älterer Urkunden u. s. w. verdienten Fabrikanten Julius Erhard hier sich befinden, welche von hiesigen Fuggern an die Chefs des Hauses in Augsburg geschrieben worden sind.

Auch in landwirthschaftlichen Erzeugnissen, wovon Hopfen, Haber, Heu und Schafwolle aus dem Bezirke ausgeführt werden, besteht kein Zwischenhandel, ebenso werden die in den großen Tannenwaldungen gewonnenen Holzprodukte als Schnittwaaren von den Sägmüllern direkt verkauft.


Hopfenbau und Hopfenhandel.

Der Hopfenbau wurde in Gmünd schon zu Anfang dieses Jahrhunderts betrieben. Eingeführt wurde er durch den praktischen Arzt und nachmaligen Oberamtsarzt Dr. Keringer, einen durch seine interessanten Schicksale und seine originellen Persönlichkeit interessanten Mann (er hat die französische Revolution in den 1790er Jahren in Paris und Straßburg, wo er beinahe das Schicksal seines Freundes, des bekannten Eusebius Schneider getheilt hätte, mitgemacht

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)