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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Ottenbach an’s O.-A. Göppingen; zugetheilt wurde dafür: die Rittergüter Ramsberg und Winzingen, vom O.-A. Göppingen, samt der kleinen Ulmer Parcelle Rötenbach.

1811 Febr. endlich ist an’s O.-A. Aalen Lauterburg mit Hohroden abgetreten worden; von nun an blieb der Bezirk unverändert. Welche Beamtungen den Bezirk verwalten s. Abth. VI, 2.

Da für die alten politischen Verhältnisse und für die Geschichte der weitaus meisten Orte des Bezirks das Geschlecht der Herrn, jetzt Grafen von Rechberg von ganz besonderer Bedeutung gewesen ist, so verschieben wir die Besprechung dieser Familie nicht bis zur Orts-Beschreibung, sondern schicken dieselbe hier voraus und zwar näher eingehend.

Was Thomas Lyrer von vier Brüdern mit dem rothen Löwen erzählt, welche der christliche Herzog Romulus von Schwaben im 2. Jahrhundert nach Christus besiegt, bekehrt und auf den Rechberg verpflanzt habe, ist eine werthlose Fabel. Erstmals anno 1179 erscheint in Urkunden ein Ulrich von Rechberg unter den edeln Ministerialen des Hohenstaufen’schen Kaiserhauses, von Kaiser Heinrich VI. anno 1194 mit dem Marschallamte im Herzogthum Schwaben betraut.

Mit den aus Ostfranken herstammenden kaiserlichen Marschällen von Pappenheim und Kalentin bilden die Rechberge keineswegs eine Familie; es führten blos einige Pappenheimer um 1280–1390 von der Burg Rechberg bei Biberbach den Namen Marschälle von Rechberg. Wahrscheinlich ist vielmehr, daß die Marschälle von Pappenheim am kaiserlichen Hof ihre Rechberger Amtsgenossen zu verdrängen wußten, weßwegen nach Marschall Hildebrand 1194–1231 kein Herr von Rechberg mehr diesen Titel führt. Dagegen blieben sie in der Gegend um ihre Stammburg her die angesehensten Ministerialen der Hohenstaufen, welche das umliegende Gebiet verwalteten und eben deßwegen nach dem Aussterben des Kaiserhauses als weithin begüterte Grundherrn erscheinen, bei denen Alod und Lehen, altes Eigenthum und ehemalige Beamtung sich nicht mehr unterscheiden läßt. Natürlich veränderte sich der Besitzstand durch Abtretungen und neue Erwerbungen (in der Nähe und in der Ferne) unaufhörlich; wir wollen eine Übersicht aller bekannten Besitzungen, zunächst aber die Geschlechtsfolge[1] in Kürze geben, mit Übergehung der Töchter und geistlichen Herrn, wo nicht ein besonderes Interesse ihre Erwähnung räthlich macht.


  1. Eine namentlich für ihre Zeit treffliche von uns dankbar benutzte Vorarbeit ist die „Familiengeschichte der Grafen und Herrn von Rechberg und Rothenlöwen“ von Dr. J. A. Rink, Pfarrer und Dekan zu Donzdorf; Manuscript in 5 Bänden – im Archive zu Donzdorf und dem Verfasser gnädigst mitgetheilt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)