Seite:Oberamt Gmuend 181.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Umfriedung der Stadt, so entfaltet sich das Bild einer im Mittelalter sehr festen und ansehnlichen Stadt (s. auch die angefügte Zeichnung der Stadt Gmünd nach Merian vom Jahr 1643).

Die Stadt hatte an der inneren und an der äußeren Stadtmauer je 5 Hauptthore, die an der inneren sind schon längst abgegangen, sie hießen: Eutighofer-, Waldstetter-, Rinderbacher-, Kapellen- und Arenthor; ein sechstes Thor „St. Josenthor“ und auch ein St. Josensteg kommen in Urkunden vor und waren wohl beim sog. „Thürlenssteg“. Die Thore an der äußeren Stadtmauer aber bestehen noch, dagegen mußten ihre Thürme mit Ausnahme des Rinderbacher und des Schmied-Thorthurms im Laufe dieses Jahrhunderts fallen. Überdies besteht noch das sog. Thörle, das nur dem Durchgang der Fußgänger dient.

Zur Sicherheit der Stadt waren Thorwarte bestellt und auch in Friedenszeiten 10 Mauerwächter; die Thorschlüssel kamen Nachts zum Amtsbürgermeister und vorkommenden Falls sollte der Schultheiß öffnen und wieder schließen. Den Tag über waren an jedes Thor zwei Bürger als Wachen verordnet.

Auf dem Königsthurm, auf dem sog. Knöpflesthurm und auf dem Schwindelthurm saßen je zwei Wächter; zugleich dienten einige Thürme als Gefängnisse, z. B. der Diebsthurm, der Kreuzthurm etc. Bei den inneren Streitigkeiten im vorigen Jahrhundert forderten die Bürger unter anderem ein besseres Gefängniß.

Die zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer gelegenen, durch größere Gärten von einander getrennten Vorstädte haben jetzt folgende Benennungen und Lagen: 1) die Eutighofer Vorstadt, im Westen der Stadt gelegen, dehnt sich von dem innern bis zum äußeren Bocksthor und südlich davon über den sog. Acker, an den sich der ehemalige Turniergraben, jetzt Bleiche, anschließt; 2) die Sebaldi-Vorstadt bei der Waldstetter Gasse zwischen dem inneren und äußeren Waldstetter Thor im Süden der Stadt; 3) die Rinderbacher Gasse zwischen dem inneren und äußeren Rinderbacher Thor im Südosten der Stadt; 4) die St. Leonhard-Vorstadt dehnt sich im Nordosten der Stadt vom Schmied-Thorthurm bis zum ehemaligen Nikolausthurm und 5) die St. Georgi-Vorstadt im Nordwesten der Stadt beim Lederthor.

Rings um die Stadt führen angenehme Spaziergänge, und seit der neuesten Stadterweiterung (1870), bei der noch weitere Theile der Mauern fallen mußten, ist eine Promenade und eine breite, mit Häusern und Gärtchen zu besetzende, Ringstraße in Angriff genommen.


Öffentliche Gebäude.

Wir beginnen mit den Kirchen a) innerhalb der Stadt:

1.) Die Stadtpfarrkirche zum h. Kreuz steht so ziemlich in der Mitte der Stadt, auf ihrer erhabensten Stelle und wurde

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)