Seite:Oberamt Gmuend 201.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Augustiner-Klosters) unfern (nordwestlich) von der Heilig-Kreuzkirche gelegen.

Die sehr große, 1758 im Zopfstil vollendete Kirche ist außen ganz einfach, bietet aber innen einen großartigen, reich und schön geschmückten Raum, einschiffig, flachgewölbt, mit polygongeschlossenem Chore, und ganz bedeckt mit Stuckaturen und Fresken; diese stellen das Leben des h. Augustinus dar. Am bedeutendsten sind die beiden riesigen Deckenfresken, an der des Schiffes steht der Name des Malers: Joh. Anwander invenit et pinxit 1757. An der Nordwand des Chores ist ein sehr hübsches marmornes Grabsteinchen eines Senfft von Sulpurg † 1515 eingemauert. Der große, mit vielen Säulen geschmückte Hochaltar zeigt ein gutes Ölbild: Augustinus schmettert drei Irrlehrer nieder. Die Kirchen- und Chorstühle sind in tüchtigem Rococo geschnitzt.

5. In ähnlichem, nur noch prächtigerem Stile ist die im Jahre 1762 von Baumeister Keller aus Dinkelsbühl vollendete Dominikanerkirche gehalten, die jetzt leider samt dem anstoßenden, auch hübsch und großartig erbauten Kloster zu einer Kaserne verwendet wird. In die Kirche wurden mehrere Böden hineingezogen; von dem obersten aus erblickt man noch die herrlichen Deckenfresken, welche auch von Joh. Anwander gemalt wurden, im Jahre 1764, und diejenigen der Augustinerkirche an Schönheit noch übertreffen. In dem jetzt ganz weißgetünchten, 1284 gegründeten, 1724 neu gebauten Kloster erhielt sich eine Freske nur an der Decke des schönen steinernen Treppenhauses: Erzengel Michael mit dem bösen Feind unter sich.

b. Außerhalb der Stadt liegen:

1. Die Kirche zu St. Leonhard mit Meßnerhaus beim Friedhof an der Straße nach Gotteszell gelegen; leider wurde auch dieses treffliche Gebäude in den Jahren 1776–1779 verzopft; es ward im 14. Jahrhundert aus Almosen und Opfern in hohen Verhältnissen und einfachen gothischen Formen erbaut. Die schönen Spitzbogenfenster sind jetzt halb vermauert und in das Innere, das einst im Schiffe eben gedeckt, im Chore gewölbt war, sind nun flache, reich mit Stuckaturen und Gemälden geschmückte Zopfgewölbe eingezogen. Die Kirche, innen 69′ lang und 34′ breit, ist aus sehr schönem Quaderwerk aufgeführt und an der Westseite, dessen Steingiebel mit einem außerordentlich schönen, gothischen Steinkreuze geziert ist, durch das hier anstoßende Meßnerhaus verbaut. An der Südseite des Schiffes steht 1471, ohne Zweifel das Jahr einer Restauration und über dem Eingang ist ein altes Steinbild der Mutter Gottes und neben das späte, unbedeutende des h. Leonhard aufgestellt. Der Chor hat schlanke, schlichte Strebepfeiler, die mit alterthümlichen Giebelblumen bekrönt sind. Das Innere der Kirche

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)