Seite:Oberamt Gmuend 205.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Jahrhundert hieng in der Kapelle ein altes Bild, welches diese Begebenheit darstellte (s. auch Meier, deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben. 1852. Theil I. S. 44).

2. Die S. Josephskapelle mit Haus vor dem Waldstetter Thor. Die eigenthümliche und reizende Form der Herrgottsruh-Kapelle wurde, etwas vergrößert und auch vergröbert, nachgeahmt im Jahre 1677 an S. Joseph. Die gothischen Fenster des achteckigen Chorbaues haben keine Füllungen, die Fenster des Schiffes aber sind rund und mit Kleeblatt-Maßwerken geziert; den spitzbogigen Eingang der Südseite verschließt eine schöne Holzthüre. Innen wird der Chorbau wieder von reichem Sterngewölbe, das Schiff von zwei Rippenkreuzgewölben übersprengt, und an einer dieser Rippen steht 1677, ohne Zweifel das Jahr der Erbauung. Merkwürdig ist dieses Fortleben der Gothik bis tief in die Renaissancezeit herein. In der Kapelle befindet sich an der nördlichen Chorwand eine treffliche aus Stein gehauene Freiskulptur, der Tod der Maria mit den 12 Aposteln, mit der Jahreszahl 1518, und ihr gegenüber steht eine Holzschnitzerei, der Tod Josephs, und Maria, Jesus und einem Engel, mit der Jahreszahl 1709. Beide Werke stammen aus der Dominikanerkirche. Die Kapelle gehört der Kirchen- und Schulpflege.

In der Nähe steht ein hübscher, steinerner, von E. Vogt gearbeitete Bildstock mit der Jahreszahl 1625.

3. Die 1693 erbaute Dreifaltigkeitskapelle liegt bei der sog. Pfeilhalde, an der Straße nach Waldstetten; sie wurde von der Familie Franz erbaut und wird auch von ihr unterhalten.

Über die abgegangenen Kapellen siehe unten im hist. Theil.

Die mitten in der Stadt gelegenen Begräbnißplätze zu St. Michael zunächst der heil. Kreuzkirche, wo die Kapelle zu S. Michael, abgerissen 1807, stand, und St. Johann sind zu Ende des vorigen und Anfangs dieses Jahrhunderts eingegangen.

Der jetzige Friedhof zu St. Leonhard wurde 1542 angelegt, 1622 erweitert, in den 1830er Jahren und im Jahr 1865 abermals bedeutend vergrößert und verschönert; er ist sinnig angelegt und reich an schönen, theilweise kunstvollen Grabmonumenten. Auf einem der älteren Grabsteine steht:

Ist das nicht eine harte Plag,
Siebenundsiebenzig in Einem Grab.
Sie starben an der Pest im Jahre 1637.

Bei letzter Vergrößerung des Friedhofes wurde seine Unterhaltung, welche früher der Kirchen- und Schulpflege oblag, auf die politische Gemeinde übernommen.

An Klöstern befanden sich in der Stadt:

1. Das in der östlichen Hälfte der Stadt gelegene Franziskaner-Kloster, jetzt katholisches Schullehrer-Seminar, soll 1208

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)