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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

von 1596, im unteren die Bäckerei und Stallungen enthält; daran schließt sich in gleicher Richtung das meist ökonomischen Zwecken dienende Langhaus, im unteren Stockwerk ist die Weberei und die Schuhmacherei eingerichtet. Im Norden steht quer die sehr große Bestand- und Zehentscheuer und im Westen die alterthümliche, in prächtigem Holzbau aufgeführte Spitalmühle. Über dem zwischen dem Langhaus und der Zehentscheuer befindlichen Eingang in den Spitalgarten steht die Jahreszahl 1581.

b. Das St. Katharinen-Spital, 1/4 Stunde westlich von der Stadt gelegen; ferner die Maiereigebäude in den Spitalgütern, Krähen, Georgishof und dem Schorr’schen Maiereigut.

4. Im Eigenthum des Staats stehen:

a. Das Oberamtsgericht in der sog. Hofstatt gelegen, ein zweistockiges, gut erhaltenes Gebäude aus dem vorigen Jahrhundert, früher Eigenthum eines Privatmanns; dazu gehört ein schön angelegter Garten nebst Hofraum und ein Ökonomiegebäude.

b. Das Oberamt im ehemaligen Augustinerkloster (s. oben) enthält im unteren Stockwerk die Kanzleigelasse des Oberamts, im mittleren die Wohnung des Oberamtsmanns und im oberen die Wohn- und Kanzleigelasse des Kameralverwalters.

c. Das auf dem Markt gelegene, in schönem Rococostil ausgeführte Postgebäude (früher Privathaus), in welchem der Postmeister das mittlere, und der Revierförster das obere Stockwerk bewohnt; die Kanzleigelasse (Postablage) befinden sich im unteren Geschoß.

d. Das sehr ansehnliche, ganz aus Sandsteinen erbaute Bahnhofgebäude, etwa 5 Minuten nordwestlich von der Stadt auf der rechten Seite der Rems gelegen, wurde im Jahr 1860/1861 erbaut; es hat drei Stockwerke, von denen das untere rundbogige Arkaden enthält.

e. Das Taubstummen-Institut in der Bockgasse zunächst des Oberamts, ein sehr schönes, gut gebautes Haus, das 1817 vom Staat erkauft wurde; es enthält außer den Lehr- und Schlafsälen für die Taubstummen die Wohnung des evangelischen Stadtpfarrers, des Oberlehrers, und die Wohngelasse der Hilfslehrer und des Kostreichers; die Unterlehrer wohnen in dem Blinden-Asyl für weibliche Blinde.

f. Das Blinden-Asyl für weibliche Blinde in der sog. Bleiche enthält Lehr-, Schlaf- und Arbeitssäle und die schon angeführten Wohnungen der Unterlehrer des Taubstummen-Instituts.

g. Das Blinden-Asyl für männliche Blinde liegt im sog. Paradies; in ihm befinden sich die Lehr-, Schlaf- und Arbeitssäle nebst der Wohnung des Hausmeisters.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)