Seite:Oberamt Gmuend 213.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

mit einem bewohnbaren, im schönem Rococostil gehaltenen steinernen Gartenhaus von 1780, mit reich stuckirten Räumen.

Die Stadt ist mit gutem, zum Theil vortrefflichem Trinkwasser reichlich versehen; es bestehen im ganzen 449 Brunnen, von diesen befinden sich innerhalb der Stadt 2 große, laufende Brunnen und 1 Pumpbrunnen, welche als öffentliche, von der Gemeinde zu unterhaltende zu betrachten sind, ferner 9 laufende Privatbrunnen, 47 Gemeinderechts- und 289 Privatpumpbrunnen; das Brunnenverhältniß der Stadt ist nämlich seit alten Zeiten ein ganz eigenthümliches, indem einer gewissen Anzahl von Häusern je ein Pumpbrunnen zugewiesen ist, welchen die Bewohner dieser Häuser ausschließlich zu benützen das Recht, denselben aber auch zu unterhalten haben. Ohne Genehmigung der Gemeindebehörden darf keiner dieser Brunnen aufgegeben werden. Diese Einrichtung erstreckt sich nicht allein auf die Privathäuser, sondern auch auf öffentliche Pflegen, wie die Stadtpflege, Hospitalverwaltung etc; nebenbei besitzen dann die Hauseigenthümer in den Häusern selbst oder in den Hofräumen noch eigene Pumpbrunnen. Diese seltene Einrichtung mag in den natürlichen Verhältnissen ihren Grund haben, denn wo man gräbt, erhält man schon in geringer Tiefe Trinkwasser, so daß sich die Anlegung eines Pumpbrunnens mit geringen Kosten bewerkstelligen läßt, während die Beischaffung einer größeren Menge laufenden Wassers bei der großen Entfernung der Quellen sehr bedeutenden Aufwand verursachen würde. Überdies ist das Pumpwasser wegen seiner Frische beliebter als das Rohrwasser. Die bedeutendsten Brunnen der Stadt sind der vierröhrige Marktbrunnen mit einer im Rococogeschmack ausgeführten Brunnensäule, auf der die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde auf den Armen in Lebensgröße steht; am eisernen Brunnentrog sind Wappen von angesehenen Familien der Stadt angebracht. Dann der ebenfalls vierröhrige, am Chor der h. Kreuzkirche stehende, mit reicher sirenengeschmückter steinerner Brunnensäule im Renaissancestil; ihr schönes korinthisches Kapitell trägt einen Löwen, den Gmünder und den württ. Wappenschild haltend; an der Rückseite eines Schildes steht 1604, und den eisernen Trog zieren wieder Gmünder Familienwappen.

Das Wasser der städtischen laufenden Brunnen wird durch eiserne Röhren zugeleitet und die Bierbrauer besitzen ebenfalls solche Wasserleitungen. Zwei Wetten sind innerhalb der Stadt angelegt.

Außerhalb der Stadt, d. h. auf der Gemeindemarkung bestehen 59 Pump- und 42 laufende Brunnen.

Die Markung ist reich an Quellen, die bedeutendsten sind auf der Muthlanger Viehweide, im Taubenthal, auf dem Höfle, auf dem Nepper und auf dem Hardt unweit des Zeiselbergs; sie liefern sämtlich gutes Wasser, besonders geschätzt wird das vom Salvatorbrunnen. Über die Markung fließen: die Rems, der Bettringer- und der Waldstetterbach,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)