Seite:Oberamt Gmuend 214.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

letztere vereinigen sich bei der Stadt und münden unter dem Namen Josephsbach in die Rems; ferner der durch das Schießthal laufende Klosterbach, der Muthlangerbach, der Wetzgauerbach, der Höllbach, der Röthenbach und der Lenglingerbach. In trockenen Jahrgängen werden diese fließenden Gewässer sehr wasserarm, während sie bei starken Regengüssen oder schnellen Schneeabgängen öfters sehr bedeutend und zum Theil, namentlich Rems und Josephsbach, verheerend anschwellen; die Ursache dieser Erscheinung will man, nicht ohne Grund, in der theilweise schlechten Bewirthschaftung der Waldungen an dem Abhang und am Fuß der Alb suchen. Während die Gmünd’schen, Rechberg’schen und die Staatswaldungen vortrefflich gehalten sind, kann man dies von den beinahe ausschließlich im Besitz der Landgemeinden und der Bauern befindlichen Waldungen am Abhang der Alb nicht sagen, indem diese durch zweckwidrige Bewirthschaftung theils bis zur Viehweide herunter gekommen, theils drohen ein gleiches zu werden. Hiedurch wird die Ansammlung der wässerigen Niederschläge vermindert, der schnelle Ablauf des Wassers über die kahlen, des Humus beraubten Abhänge aber sehr gefördert; daher einerseits das Quellwasser vermindert, andererseits aber bei starken Regengüssen etc. Überschwemmungen hervorgerufen werden.

Künstlich angelegte Weiher, die zur Fischzucht benützt wurden, bestanden früher viele auf der Markung, jetzt sind sie trocken gelegt und größtentheils in Wiesengrund umgewandelt. Nur bei der sog. Froschburg im Becherlehen und am Nepper sind noch einige unbedeutende Fischweiher vorhanden.

Das Klima ist im allgemeinen mild und feinere Gewächse gedeihen noch, indessen sind die Nächte den Sommer über häufig ungewöhnlich kühl; schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel sind nicht häufiger als anderwärts im Bezirk und vor heftigen Winden ist die Gegend geschützt; dagegen ist der Luftzug in dem von Osten nach Westen ziehenden Remsthal ziemlich stark, daher auch die sonst sehr gesunde Luft Brustleidenden nicht ganz zusagt. Hagelschlag kam seit Menschengedenken nur im Jahr 1866 vor; auch Gewitter sind nicht besonders zahlreich und gewöhnlich auch nicht heftig. Der Stuifen, der Rechberg und der Hohenstaufen bilden Wetterscheiden und die Gewitter, welche von Süden, Südwesten, Westen und Nordwesten der Stadt nahen, ziehen meistens gegen das Leinthal und entladen sich dort.

Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht in den Thalebenen aus Sand und Geschieben mit einer den Wiesenbau besonders begünstigenden Humusdecke, an den Thalabhängen erscheinen die Verwitterungen des mittleren Keupermergels und des weißen grobkörnigen Sandsteins (Stubensandstein), über demselben liegen thonige, schwere,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)