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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

35) Die Philipp Messerschmid’sche Almosen-Stiftungspflege, Stifter Philipp Messerschmid, Händler, welcher laut Testament vom 26. Mai 1821 seine Verlassenschaft den Armen hiesiger Stadt mit der Bedingung vermacht hat, daß der Zins jährlich an Philippi und Jakobi an dieselbe Kopf für Kopf vertheilt werden solle. Kapital 4401 fl. 17 kr.

36) Die Dekan Anton Schedel’sche Stiftung. Im Jahr 1696 stiftete der weil. Dekan Anton Schedel, Pfarrer in Schechingen, ein Kapital von 200 fl. zu der Verwaltung des Spitals. Der Zins sollte an den Ältesten der Schedel’schen Familie, welcher die gestiftete Fideicommiß-Bibliothek zu unterhalten hat, ausbezahlt werden. Diese Bibliothek ist nicht mehr vorhanden, weßwegen im Jahr 1834 vom Stiftungsrath bestimmt wurde, daß der Stift-Ertrag einem Studirenden aus der Familie zu Anschaffung von Büchern überlassen werden soll. Da ein Verwandter sich nicht gemeldet hat, so werden seither die Zinse zum Kapital geschlagen, welches jetzt auf 479 fl. 32 kr. angewachsen ist.

Weitere Stiftungen, welche jedoch nicht in Verwaltung des Spitals stehen, sondern besonders administrirt werden, sind:

37) Die Steinhäuser’sche Stiftung, gestiftet im Jahr 1416 von Friedrich im Steinhaus Custos im Gumbrechtsstift. Das Kapital betrug ursprünglich 1982 fl. und beträgt jetzt 23.154 fl. 6 kr. Die Einnahmen werden verwendet zu 4/6 zu Stipendien für Studirende, 1/6 für Arme (Verwandte), 1/6 zu Zwecken der Kirchen und Schulen.

38) Kott-Forster’sche Stiftung, gestiftet 1852 von der Wittwe des Dominikus Kott, Kaufmanns dahier, Maria, geb. Forster. Kapital 32.016 fl. 36 kr. Die Zinse sind bestimmt für Unterstützung armer Verwandter der Stifterin, für arme Ortsangehörige überhaupt, für unbemittelte Lehrlinge und für die Zeichen- und Gravir-Schule.

39) Die Balthes Debler’sche Stiftung, eine reine Familienstiftung, herrührend von verschiedenen Mitgliedern der Familie Debler, namentlich von Balthes Debler und schon im Jahr 1679 mit einem Kapital von 200 fl. gegründet. Durch die Gaben der einzelnen Stifter erhöhte sich das Kapital allmählig bis auf den dermaligen Stand von 2970 fl. und es besitzt die Stiftung außerdem noch gegen 12 Morgen Berggut und die dabei befindliche, von der Stiftung im vorigen Jahr käuflich erworbene Dreifaltigkeits-Kapelle. Das Gut ist in 78 Parzellen (jetzt vorherrschend zu Hopfenbau) abgetheilt; 52 Theile sind den Verwandten der Debler’schen Familie zur Bebauung überlassen, die übrigen verpachtet, was der Stiftung eine Rente von etlichen 50 fl. gewährt. Genußberechtigt bei den „Debler’schen Stiftungs-Theilen“ ist auf Lebensdauer jedes Mitglied der Debler’schen Familie, männlich oder weiblich; es hat hiefür an die Kasse jedoch jährlich 6 kr. zu bezahlen. Die Kapitalzinse werden verwendet zu Vertheilung von Holz, Unterstützung von Studirenden, Lehrlingen, bedürftigen Familien-Mitgliedern. Verwaltet wird die Stiftung durch einen von den Debler’schen gewählten Familienrath, der aus 5 Mitgliedern besteht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)