Seite:Oberamt Gmuend 250.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

oder Dörfern oder auf dem Lande. (Uneingeklagte Schulden verjährten in 10 Jahren, bei Juden in 5 Jahren, nach Privilegium von 1398.)

Das Umgelt der Stadt stand in Zusammenhang mit dem Weinhandel, weßwegen auch das Eich- und Ladamt und das Faßzieheramt Reichslehen waren und unter Aufsicht des Reichsschultheißen standen. Mit diesem Amte wurde das Umgeld mehrmals verpfändet und ebenso auch der Stadt selbst zuerst von den Inhabern verpachtet (1415 um 100 Pfd., 1422 um 100 fl.), 1430 vom Kaiser verpfändet um 2000 fl.

Schon 1451 hatte der Rath eine Wirthsordnung erlassen.

Eine Erhöhung des Umgelds hatte Karl IV. 1358 verwilligt zum Besten der Stadtkasse; 1378 forderte der Magistrat 8 Maas vom Eßlinger Eimer, 1430 waren es 41/2 Maas. Während des 30jährigen Kriegs wurde ein „Schwedenkreuzer“ auf die Maas gelegt. 1648 wurde eine neue Bier- und Umgeldsordnung gemacht, 1679 revidirt, welche immer noch den Schwedenkreuzer beibehielt. Der Umgelder hieß späterhin Visirer.

Die Fronwag und das Gewicht wurden 1379 von H. Goll an die Stadt verkauft. Alle in die Stadt gebrachten Waaren mußten im Waghaus oder auf der Grät abgestoßen werden. Daneben bestand späterhin die Mehlwage und das Kornhaus.

Eigene Münze hatte Gmünd nicht; es liefen eben die Nachbarmünzen auch da um, und bisweilen trat die Stadt einer Münzconvention bei, z. B. 1396, 1420. Schlechte Münzen wurden häufig verboten und ungewöhnliche Münzsorten sollten überhaupt nicht ausgegeben werden ohne vorherige Erlaubniß des Bürgermeisters oder Raths.

Im 17. Jahrhundert steckte Gmünd in unabsehbaren Schulden. Der Rath wies hin auf die unendlichen Verluste im Bauern- und schmalkaldischen, sowie im 30jährigen Krieg. Die Unterthanen aber und ein Theil der Bürgerschaft beschuldigten ganz besonders die schlechte Finanz- und Ökonomie-Verwaltung, welche zunächst vom Bürgermeister mit den Städtmeistern und Kassieren besorgt wurde. Darum hieß die Stadtkammer auch Städtmeistersstube, die „Kassierstube“ war das Steueramt, besorgt von 3 Kassieren aus der Zahl der Senatoren. Die Stadtkammer besorgte das städtische Rechnungswesen und alles Bauwesen, Feueranstalten, Forstverwaltung u. dergl. Die „Kassierstube“ zog die Steuern ein von Stadt und Land und leistete die Reichs- und Kreis-Schuldigkeiten, namentlich Militär- und Kriegskosten.

Für den Besuch der Rathssitzungen wurde allmählich ein Präsenzgeld bezahlt (1487 3 kr.); wer ausblieb verlor es und zahlte eine (altherkömmliche) Strafe (1487 5 Pf.), diese Strafe kam

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)