Seite:Oberamt Gmuend 251.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

allmählig in Abgang und forderten auch die Abwesenden das Präsenzgeld. Auch das in den Rath läuten, worauf anfangs die zu spät oder gar nicht Kommenden 18 kr. zahlen mußten, half nicht lang. Allmählig bekamen alle Rathsglieder feste Besoldungen und Nebeneinkünfte, verschieden nach ihren Functionen.

Militärwesen. Die eigentlichen Bürgergeschlechter waren von Anfang zum Kriegsdienst berechtigt und berufen; mindestens die wohlhabenderen dienten auch mit den ritterlichen Reichsministerialen in der Stadt zu Pferd, wohl geharnischt. In den Städten wurde aber auch die gesamte Einwohnerschaft persönlich frei und desto mehr verpflichtet, zur Vertheidigung der Stadt die Waffen zu tragen. Sicherlich ist der lange fort bestehende Marstall der Stadt zurückzuführen bis auf jene Zeit, wo die Bürger selbst Kriegsrosse brauchten, welche im „Turniergraben“ (ein Haus im Turnaygraben wird 1381 genannt) zugeritten wurden, wo auch die Reiter selbst sich übten. Eine Hauptwaffe des Fußvolks war die Armbrust geworden; daher zu Gmünd der „Schießgraben“ und die Brüderschaft der Armbrustschützen zum heil. Sebastian. Daß jeder Bürger seinen Harnisch haben mußte war alte Regel; Kaiser Ludwig verordnete, daß Wehr und Waffen bei Erbfällen von den Erben getheilt werden dürfen, aber – weder verkaufen noch versetzen durfte man seinen Harnisch, der meistens in einem Blechpanzer, Eisenhut und blechbesetzten Handschuhen bestand; Piken oder Hellebarden waren die Hauptangriffswaffen, neben den Armbrüsten und späterhin Handrohren. Daß auch schweres Geschütz in Gmünd daheim war, beweist ein Vertrag des Grafen Ulrich von Württemberg mit Werkmeister Eiselen, ihm zwei „werfende Handwerke“ zu machen und 2–3 Männer in deren Behandlung zu unterweisen a. 1450.

Als Kaiser Karl V. im Febr. 1532 durch Gmünd kam, besorgten die Zünfte der Krämer und Schmide hauptsächlich die Ausstellung von Thorwachen im Harnisch.

Auch Gmünd nahm im 15. Jahrhundert nach Bedürfniß Söldner in Dienst, gewöhnlich wohl gewappnete Reiter, nachdem die ritterlichen Geschlechter in Gmünd selbst sehr rar geworden waren, z. B. 1446 wird ein H. von Menshofen als Stadtsöldner genannt. Zu Hauptleuten bestellte man wo möglich Einheimische, die Rinderbach, Wolf, Winkenthal u. s. w. Auch gelegentliche Bündnisse mit benachbarten Adlichen kommen vor, z. B. 1364 mit 11 ritterlichen Herrn in einer Fehde gegen die von Zwingenberg. Bei ausgedehnteren Kriegen ließ sich die Stadt auch eine Besatzung gefallen, z. B. von württembergischen Berittenen 1323 auf drei Monate im Dienst der Herzoge von Österreich. Einigemal haben wir auch ausdrückliche Zeugnisse für die Kriegstüchtigkeit der Gmünder; Graf Ulrich schenkte ihnen nach dem pfälzer Krieg 1461 eine Geldsumme zum Abschied weil sie sich tapfer

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)