Seite:Oberamt Gmuend 253.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

etwas besser für Landfrieden, rief aber 1519 auch die Gmünder auf gegen Herzog Ulrich von Württemberg, welche im Amt Schorndorf plünderten. Als Herzog Ulrich 1538 Entschädigung forderte für ein abgebranntes Haus beim Sachsenhof wurde diese That Franzen von Sickingen Schuld gegeben.

Eine Fehde alten Stils drohte nochmals mit Württemberg, als die Gmünder den Herrn von Absberg bei Adelstetten, auf württembergischem Boden, gefangen nahmen, weil jener geholfen haben sollte den Nürnberger Baumgarten niederzuwerfen. Völlig zu einer Fehde mit Brand und Raub, mit Wegfangen und Verstümmlung Angehöriger kam es mit den Diemern von Lindach (s. d.) 1543 f., welche dafür die Reichsacht traf; die Burg Lindach wurde von den Gmündern weggenommen.

Nach der Wormser Matrikel sollte Gmünd 35 Mann zu Fuß und 3 zu Pferd stellen zum Kreiscontingent, nach der Überlinger Matrikel 1683: 55 Fußgänger, 14 Reiter, später 57 Mann zu Fuß, 11 zu Pferd. Diese Mannschaft war dem württembergischen Dragonerregiment und dem Infanterieregiment Baden-Durlach zugetheilt und in der Stadt unterhielt man gewöhnlich von geworbener Mannschaft einen Cavallerielieutenant mit 12–18 Gemeinen, und einen Infanterielieutenant mit 30–40 Mann. Daneben bildete die ledige Mannschaft der Stadt ein Corps mit vielen berittenen Offizieren, welches jährlich im Mai zu Exercitien ausrückte. Jeder neu aufgenommene Bürger mußte Ober- und Untergewehr besitzen und allzeit fertig halten. Das reguläre Militär hatte seine Hauptwache in einem besondern Wachhaus auf dem Markt, nachher im Rathhaus; täglich wurde der Zapfenstreich geschlagen. – Während der Revolutionskriege wurde hie und da auch konscribirt und von den Unterthanen die Stellung der waffenfähigen jungen Mannschaft gefordert, um einige militärische Dressur beizubringen. Dieß fand energischen Widerstand, so daß der Kreis Exekution schickte, 1794. Bald aber brachte die Einverleibung in Württemberg nicht blos eine eventuelle, sondern die reellste Conscription und das gesamte württembergische Militärwesen; die gmünder Truppe wurde 17. Dec. 1802 aufgelöst, allgemeine Entwaffnung erfolgte 1810.

Für den Landsturm 1814 sollte ein Bataillon Gmünd gebildet werden mit den Compagnieen: Gmünd, Göggingen, Iggingen, Leinzell, und ein Bataillon Heubach mit den Compagnieen: Degenfeld, Heubach, Straßdorf, Winzingen.


Der Nahrungsstand.


Schon die natürlichen Verhältnisse der Stadtmarkung lehren uns, daß die Bevölkerung der Stadt unmöglich vom Ackerbau und der Viehzucht leben konnte; sie war auf industrielle Thätigkeit zwingend

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)