Seite:Oberamt Gmuend 259.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Pfarrkirche schon auf dem Platz der jetzigen, unter welcher sich auch noch alte Grundmauern vorgefunden haben.

Diese Pfarrkirche war ohne Zweifel von den Hohenstaufen dem Kloster Lorch geschenkt worden, von einer Incorporation aber ist nirgends die Rede oder von einer Versehung durch die Mönche und 1297 überließ das Kloster die ecclesia parrochialis cum capella St. Johannis dem Domkapitel zu Augsburg, welchem Bischof Friedrich anno 1318 die Pfarrkirche zu Gmünd incorporirte, so daß seitdem blos noch Pfarrverweser fungirten und die ihren Gehalt übersteigenden Pfarreieinkünfte dem Domkapitel zu gut kamen. Wahrscheinlich waren sie bestimmt, gewisse Domherrnpfründen aufzubessern. Als Heinrich von Schöneck, 1337 zum Bischof in Augsburg erwählt, ein Anhänger des Kaisers Ludwig und mit ihm in des Papstes Bann, nach dessen Tod auf sein Bisthum verzichtete, zog er sich nach Gmünd zurück, ohne Zweifel weil ihm besonders die Gmünder Einkünfte zum Unterhalt angewiesen waren; † 1368, 18. Dec. und in der Pfarrkirche begraben. Nach einer Urkunde von 1326 (Reg. boic. 6, 188) war in der ecclesia parrochialis Sanctae Crucis civitatis Gamundiae ein Altar ad honorem S. Mariae dedicatum. Die Kirche genügte aber der größer gewordenen Stadt nicht mehr und so wurde der Parlier Heinrich von Bolonia, d. h. von Boulogne, berufen, um eine schöne Kirche, gothischen Stils zu erbauen. Der Grundstein des Chors ist 1351 den 16. August gelegt zu Ehren des heiligen Kreuzes und der heil. Jungfrau Maria. Während des Baus wurde die St. Johanneskapelle als Pfarrkirche benutzt, nachdem man zuerst sie durch Anfügung eines gothischen Chors angemessen verändert hatte. Während dieser Zeit ist um 1400 die Rede z. B. von einer Frühmesse im Chor der St. Johanns Pfarrkirche zu Gmünd. 1401 verkauften die Pfleger des frommen Baus zu Gmünd an die Messe in St. Vits Kapelle 5 fl. aus unsrer lieben Frauen Bettnapf und allen ihren Gülten um 75 fl. zu besserer Förderung des Baus. 1403 (alii 1406) wurde die Bruderschaft der zahlreichen Priesterschaft Gmünds wiederum in die neue Pfarrkirche verlegt und 1410 ist zum feierlichen Schluß des Bauwesens der Choraltar in der Pfarrkirche zu Ehren des heil. Kreuzes und unsrer lieben Frau geweiht worden am St. Matthäustag. Die Bezeichnung: unsrer l. Frauen Kirche oder: das Münster unsrer l. Frau herrscht fortan vor. Die Fabrik der Pfarrkirche erhielt hie und da noch Zuflüsse, z. B. 1474 eine Indulgenz des Cardinallegaten Marcus, welche gegen eine jährliche Gabe zur Fabrik gestattete an allen Festtagen Käs, Milch, Eier und Schmalz zu essen, außer in quadragesima, wo nur Schmalz gestattet wurde. Solche Mittel waren aber doch zu kleln, als 1497 am Charfreitag die beiden Thürme einstürzten, wunderbarer Weise ohne irgend Jemand Schaden zu thun, weßwegen man eine ewige

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)