Seite:Oberamt Gmuend 262.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

2) Die St. Georgskapelle, 1827 abgerissen, in der Ledergasse oder St. Georgs-Vorstadt, am Thurm des untern Thors.

3) Die St. Nicolauskapelle in der Kappelgasse, 1807 abgerissen.

4) Die St. Josenkapelle am ehemaligen St. Josen Thor.

Eine St. Annenkapelle wurde 1507 f. der alten Augustinerkirche angebaut.

Außerhalb der Stadt stehen eine St. Josefskapelle vor dem Waldstetter Thor, 1689 eingeweiht;

eine Trinitatiskapelle am Fußweg nach Waldstetten, ganz unbedeutend, 1693 da erbaut, wo ein geschossener Rabe einen Rosenkranz fallen ließ.

Die sog. Herrgottsruhe zwischen St. Leonhard und Gotteszell, in der jetzigen Gestalt 1622/24 durch den Gmünder Stadtbaumeister Kaspar Vogt errichtet (auf dem Platz einer älteren Kapelle).

Entfernter noch, beim Gorgishof, lag die St. Margarethenkapelle, welche zur Pfarrei Iggingen gehörte, 1811 abgebrochen, das Material zur Oberbettringer Kirche verwendet.

Weitere Kapellen und Pfründen im Spital und beim Leprosenhaus zu St. Katharina vor der Stadt, siehe bei den Wohlthätigkeitsanstalten.

Eine ganz kleine Kapelle mit Christus am Kreuz zwischen den zwei Schachern stand hinter St. Katharina bei der Richtstätte.

Die vielen Pfründen zu Gmünd waren nicht alle auch jederzeit besetzt; theils ertrugen nicht alle die nöthige Competenz, theils gab’s bald diese, bald jene Verhinderung und nach der Reformation soll einmal dem Pfarrer blos noch ein Helfer zur Seite gestanden sein. Allmählig werden wieder mehr Caplane genannt, 1552 deren 10 und diese Zahl fixirte sich so ziemlich. Der Magistrat aber sorgte für Errichtung einer besonderer Kasse, welche die Einkünfte der vacirenden Pfründen verwaltete, freilich unter häufigem Widerspruch der Clerisei, welche Selbstverwaltung wünschte.

Die religiöse Bewegung zur Zeit der Reformation hatte auch Gmünd ergriffen, doch weil der Magistrat entgegen war, ist „das Evangelium bis 1525 klein und wenig in der Stadt gehandelt worden“ und noch beim Anfang des Bauernkriegs wurde ein lutherischer Prädikant ausgewiesen und „der Bube Zeyrer“ gefangen gesetzt. Bald aber mußte der Rath nachgeben und der neue Rath (s. oben) selbst erklärte sich in einer Proclamation entschlossen mit einer frommen Gemeinde zusammen zu schwören, daß sie das heil. Evangelium und Wort Gottes einhelliglich wollen einander helfen handhaben, schützen und schirmen. Um so ungünstiger war natürlich der wieder eingesetzte alte Rath und gern bereit insbesondere auch gegen die umher schleichenden Wiedertäufer vorzufahren und in der Stadt dem um sich greifenden

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)