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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Haufen das Kloster plünderte. 1546 wurde es von den schmalkaldischen Kriegsvölkern verbrannt und 1609 brach eine Brunst aus, welche von den Gmündern gelöscht wurde; c. 1750/60 ist ein Theil des Klosters umgebaut worden unter der Priorin Marie Donata Schwaiger.

Durch Schenkungen, Dotation der eintretenden Nonnen u. dgl. sowie durch gute Haushaltung und glückliche Käufe brachte das Kloster einen ausgedehnten Besitz zusammen, worunter auch die Widemhöfe und – später incorporirten – Pfarrsätze zu Zimmerbach, Durlangen und Thonau (1360), zu Spraitbach, zu Iggingen und Herlikofen gehörten. An allen diesen Orten hatte das Kloster auch Grundbesitz und Gülten u. s. w. und ebenso in Straßdorf, Reitprechts, Ober-Böbingen, Lindach, Göggingen, Pfersbach, Deinbach, Holzleuthen, Reichenbach, Bernhardshof, Neubronn, Dewangen, Dölzerhof, Holzhausen, Hönig, Kemmenaten, Schlechtbach, Mittelbronn, Manholz, Essingen, Schnittlingen u. a. m.; in Gmünd der Nonnenhof oder das Klosterfrauenhaus.

Zur Verwaltung der Klosterbesitzungen und Ökonomie hatte der Convent seine Hofleute unter dem „Hofmeister“ (1331 z. B. Bruder Sifrid, also ein Geistlicher, später Weltliche), unter Jurisdiction und Schirm der Stadt Gmünd. Das aber fiel den Klosterfrauen schwer, sie wünschten dringend sich selbstständig zu machen und veranlaßten dadurch viele Streitigkeiten mit Gmünd. 1382 z. B. bestätigten die Städte des schwäbischen Städtebunds das angefochtene Schirmrecht und 20 fl. jährliche Steuer. Um 1470 suchte sich das Kloster loszumachen durch Übertragung des Schirms an den Grafen Eberhard von Württemberg, Papst Sixt annullirte jedoch auf Anrufen diesen Act, bestätigte das Schirmrecht der Stadt und erlaubte ihr das Kloster nach Bedürfniß abzubrechen und innerhalb der Stadtmauern aufzubauen 1476/78. Auch Kaiser Friedrich bestätigte das Schirmrecht der Stadt 1477 und diese schloß unter Vermittlung des schwäbischen Bundes einen Vergleich mit dem Kloster, wonach dieses außer den 20 fl. Schirmgeld keine Steuer noch Dienste schuldig sein soll. Es wurde nun zugleich eine Reformation des Klosters vorgenommen und 6 reformirte Schwestern aus Nürnberg berufen 1479. Die Verwüstung des Klosters im Bauernkrieg gab neue Gelegenheit, den ungenügenden Schirm der Stadt anzufechten, was 1531 zu einem neuen Vergleich führte, wonach nur im Krieg den Klosterunterthanen Steuern dürfen auferlegt werden, der Kloster-Hofmeister aller Malefizsachen sich zu enthalten hat, der Magistrat aber den Klosterunterthauen blos durch den Hofmeister gebieten wird u. s. w. Über Lokalsachen verglich man sich 1560, 1650 aber klagte Gotteszell beim Reichshofrath um eigene Jurisdiction zu erlangen, wurde jedoch abgewiesen 1659 und der Vertrag von 1531 bestätigt. Auch 1726 wurde wieder ein Vergleich über Schutzgeld und Steuer etc. gemacht. Für

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)