Seite:Oberamt Gmuend 275.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Heller (1363) von Bett zu Bett, Fleisch und Pfeffer (1399), Fische und Honig (1467). Ein Nachtlicht in der Siechenstube stiftete Clara die Schultheißin 1406, eine Ampel im Schlafzimmer Anna Appoltin 1468. Andere Wohlthäter befreien die Armen von den Erntearbeiten 1445, vom Holztragen 1468 u. dgl. Anna Straßerin macht eine reiche Stiftung für acht gebrechliche Personen 1443, damit sie wöchentlich (ausgenommen die Fastenzeit) zwei Maas Wein bekommen, 50 Eier, alle Sonntag 4 Pfund Kalbfleisch und jährlich 50 Pfd. Unschlitt, auch soll eine Magd zu ihrer Bedienung aufgestellt werden. Diese Stiftung genossen die acht Pfründner der – eben dadurch bevorzugten – hintern Stube, wodurch ein Vorrücken möglich wurde. Alle Armen bekamen nicht volle Verpflegung, sondern theils Geld, theils Naturalien neben Logis und Heizung; das Bett und bestimmtes Weißzeug hatten die Eintretenden mitzubringen. Eine Pfründe zu besetzen, nahm der Kaiser in Anspruch.

Daß die Verwaltung hie und da Ursache zu Klagen gab, lehren uns Verfügungen wie 1364, daß die Stiftungen nach dem Willen der Stifter sollen ausgetheilt und die armen Siechen besser verpflegt werden. Eigenthümlich lautet die Rathsverordnung 1379, daß kein Pfründner im Spital heirathen solle.

Eine neue Vorschrift, wie es mit der Ordnung im Spital zu halten, wurde 1608 gegeben. Ein Pfleger und eine Pflegerin, welche auch eine Pfründe genossen, hatten die Hausordnung zu handhaben, der Spitalmeister besorgte die Verwaltung und Aufsicht des Ganzen, unter zwei Oberpflegern aus der Mitte des Raths.

Die Mahlzeiten und später die Spenden von Victualien an die Herren der Stadt bei Gelegenheit von Wahltagen u. dgl. werden schwerlich von den Stiftern des Spitals beabsichtigt gewesen sein.

Die veränderten Ansprüche der geänderten Zeiten führten manche Neuerung ein, so wurden allmählig Kostgelder bezahlt für Kinder, Lehrgelder für Handwerkslehrlinge, zur Beschäftigung Arbeitsloser wurde eine Wollspinnerei eingerichtet im Spital selbst bis 1813.

Ein sog. Waisenhaus wurde 1769 neben dem Spital gebaut, mit welchem zugleich ein Zucht- und Arbeitshaus verbunden werden sollte. Das Gebäude diente auch als Schullokal, dann als Lazareth und jetzt als Wohnung des Spitalverwalters und Lokal für die Fortbildungsschule. Das Spital selbst, welches mit seinen niedern und finstern Räumen auch bescheidenen Ansprüchen nicht mehr genügte, ist 1840 sammt der Kapelle neu aufgebaut worden, massiv von Stein. Zur Verwaltung des Spitals war eine Zeit lang, 1813 ff. vom Staat ein Spitalverwalter aufgestellt. In Folge einer Reorganisation des Armenwesens 1849 wurde die Besorgung der Hausökonomie den barmherzigen Schwestern übergeben, deren vier von Straßburg kamen 1852, deren Zahl aber allmählig auf zwölf erhöht

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)