Seite:Oberamt Gmuend 276.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

worden ist, weil die Hausökonomie sich erweiterte und weil auch die Waisen der Stadt versorgt werden, weil eine Dienstboten-Krankenanstalt mit dem Spital verbunden wurde u. s. w. Die Pfründer erhalten jetzt volle Verpflegung und Kleidung, werden aber zu angemessenen Arbeiten angehalten.

2. Das Spital zu St. Katharina wird in bekannten Urkunden 1326 erstmals genannt als habitatio leprosorum juxta Rämsa. Es war also erbaut für Aussätzige und überhaupt für Leute mit ansteckenden Krankheiten. 1328 verspricht der Pfleger der Siechen Ussetzel zu Gmünd Herrn Conrad v. Rechberg zu Ramsberg, weil er diesen Siechen viel Gutes gethan und auch die Mühle zu Sachsenhofen geschenkt hat, einem seiner Diener oder armen Leute, welcher der Siechen Ussetzel Pfründe bedürftig würde, eine Pfründe im Siechenhaus zu geben auf Lebenszeit.

Dieses Haus „der armen Feldsiechen vor der Stadt Gmünd“ bekam von einer der h. Kathrine erbauten Kapelle mit eigener Meßpfründe diesen Namen der Siechen zu St. Kathrina extra muros und sammelte auch ein ordentliches Vermögen; es wurde z. B. 1517 von der Sondersiechenpflege zu St. Kathrina der Zehnte von Muthlangen gekauft um 800 fl. und – gleichfalls von den Herren v. Rechberg – Kleinsüßen, 1575 wieder verkauft.

Späterhin wurden die Pfründen in Geld ausbezahlt und 20 bis 30 Arme hatten auch Wohnung, Holz und Licht – unter einem Hausmeister. 1814 wurde da ein Militärspital errichtet. Neuerdings sind auch diese St. Kathrina-Pfründner in den Spital intra muros aufgenommen worden.

3. Eine besondere Armenanstalt bildeten früher die vier Opferstöcke vor der Pfarrkirche und zwar 1) beim Ölberg, 2) bei der Ehethür, 3) bei der untern, 4) bei der obern Kirchthüre gegen das Messnerhaus. Der Ertrag von 4) war für arme, kranke, vom Erbfeind blessirte und presthafte durchreisende Soldaten bestimmt, der von 1–3) wurde an die Stadtarmen ausgetheilt.

Zwischen zwei Pfeilern der Kirche bei der mittleren Kirchenthür stand (bis 1808) das „Brodhäuslein“, wo beim Anfang des Hochamts theils an bestimmten Tagen Geldalmosen, theils sonntäglich eine feste Anzahl von großen (55) und kleinen (15) Brodlaiben ausgetheilt wurde vom Spital und sogenannten reichen Almosen, das mancherlei Stiftungen für Hausarme umfaßte, darunter z. B. Stiftungen von braunem, blauem und schwefelgelbem (1672) Tuch zu Kleidern. Von Zeit zu Zeit gieng einst auch das sogenannte Bettelkreuz durch die Straßen, begleitet von einem Karren, in welchen die Leute Brodlaibe legten.

4. Eine Anzahl von einzelnen Stiftungen für allerlei Zwecke, namentlich auch für Armenfürsorge und zu Stipendien wurde unter

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)