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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

4. Eine 1818 errichtete Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder ist wieder eingegangen.

5. Zwei Buchdruckereien und eine Lithographie bestehen in Gmünd und eine Buchhandlung mit Verlag und Sortiment. Von den Wochenblättern wurde das erste 1810 gegründet.

Hier ist wohl auch der Ort, etliche ausgezeichnete Gmünder zu erwähnen.

Johann von Gmünd, Chorherr bei St. Stephan zu Wien, 1423 Dekan der Fakultät der freien Künste, ein ausgezeichneter Mathematiker und Astronom, wird von Gmunden in Östreich streitig gemacht. Sein Familienname, der bisher in unserem Gmünd nicht zum Vorschein kam, war Johann Nyder, † 1442.

Gewisser ist die Abstammung des Malers Hans Baldung Grün, dessen Krönung Mariens das Münster zu Freiburg im Breisgau schmückt. Auch als Zeichner, Kupferstecher und Formschneider hat er sich ausgezeichnet, ein würdiger Nebenbuhler Albrecht Dürers. Er starb 1545 zu Straßburg als bischöflicher Maler und Mitglied des großen Raths. – Eine Familie Baldung blühte zu Gmünd während des ganzen 15. Jahrhunderts, z. B. 1420 ein Kaplan Johann Baldung, 1440 Sifrid Baldung und 1446 † Guta Baldungin, die Besitzerin wohl des „Baldungsgütles 1438“ in Hussenhofen. – C. 1470–1512 blühte der kaiserliche Notar Johann Baldung von Gmünd und seine Söhne ohne Zweifel sind Johann der Maler und sein Bruder Dr. Kaspar Baldung, Professor der Poesie 1510, später der Jurisprudenz zu Freiburg i. B.

Allzuwenig bekannt ist von dem Bildhauer und ausgezeichneten Elfenbein-Schnitzer Johann Michael Maucher oder Mauchart von Gmünd.

Als eines Manns der Wissenschaft sei des Dr. Wenzel Alois Stütz gedacht, geb. 1772, gest. 1805, eines allzufrüh als erster Physikus in Gmünd gestorbenen philosophisch gebildeten ausgezeichneten Arztes und Verfassers etlicher Schriften.

Der in Amerika gestorbene Maler Leutze ist 1816 zu Gmünd geboren.

Die mit Unrecht „Arler“ genannte Baumeisters-Familie stammt von Boulogne, woher Heinrich parlarius, d. h. der Parlier, nach Gmünd kam 1333, um die neue Stadtkirche zu bauen. Da wurde ihm der Sohn Petrus wenn nicht geboren, doch erzogen, welchen Kaiser Karl IV. 1356 nach Prag berief, um den Bau der Domkirche zu vollenden. Sein Sohn könnte der beim Bau des Mailänder Doms 1391/92 beschäftigte Heinrich von Gmünd gewesen sein, aber möglicherweise auch ein Enkel des ersten Heinrich direkt von Gmünd, was wegen der Benennung „von Gmünd“ wahrscheinlicher ist.

Die Zustände der Stadt haben wir nun kennen gelernt; wir überblicken jetzt noch ihre Schicksale und Erlebnisse.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_279.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)