Seite:Oberamt Gmuend 301.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

abzuhalten, auf denen, namentlich mit Rindvieh, lebhaft gehandelt wird.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den minder günstigen; der begütertste Einwohner (auf dem Hof Röthenbach) besitzt 300 Morgen Feld und 25 Morgen Wald; im Ort hat der vermöglichste 60 Morgen Feld, der sog. Mittelmann 6 Morgen, die ärmere Klasse aber keinen Grundbesitz. Freiherr v. Wöllwarth besitzt auf der Markung ein 186 Morgen großes, meist zusammenhängendes Gut, das er in 7 Rotationen selbst administrirt und überdieß hat er einen eigenen Gutsverwalter im Ort.

In Folge der hohen Lage ist das Klima rauh, windig, häufig stürmisch, Frühlingsfröste, ja sogar Sommerfröste kommen ziemlich häufig vor, auch ist Hagelschlag nicht selten, obgleich der Bernhardusberg eine Wetterscheide bildet.

Die Bodenverhältnisse der großen, ziemlich ebenen Markung sind im allgemeinen mittelfruchtbar, und bestehen meist aus leichten, theilweise naßkalten, sehr kalkreichen Bodenarten, die mit unzähligen kleinen Jurakalktrümmern gemengt sind, welch letztere nicht selten den überwiegenden Bestandtheil bilden. Zuweilen ist der Boden naß, wie auf dem Röthenbach- und Kitzinghof, wo er sog. saures Futter erzeugt. Die Landwirthschaft wird gut, und von den Besitzern größerer Güter rationell betrieben, wie denn auch verbesserte Ackergeräthe (ganz gegossene und Brabanter Pflüge, eiserne Eggen, Walzen, Repssäemaschinen, Dreschmaschinen etc.) allgemein Eingang gefunden haben. Die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt und die Jauche wird fleißig gesammelt; außer ihr und dem gewöhnlichen Stalldünger verwendet man noch Gips, Mergel, Kompost, Asche etc. Zum Anbau kommen vorherrschend Haber und Roggen, weniger Dinkel und Gerste, Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Wicken, Reps, Flachs und Hanf; Reps bauen hauptsächlich die Hofbesitzer je 20 Morgen; er kommt nach außen zum Verkauf. Von den Getreidefrüchten können nur einzelne stark Begüterte nach außen absetzen, während viele Einwohner noch Früchte von außen beziehen.

Der Wiesenbau ist unbedeutend und nur die um den Ort gelegenen Wiesen liefern gutes, die übrigen, namentlich die zu den Parzellen gehörigen, mittelmäßiges, häufig saures Futter.

Wegen des rauhen Klimas gedeiht das Obst nicht.

Die Gemeinde hat keine Waldungen und auf den vorhandenen Weiden haben der Freiherr v. Wöllwarth und die Familie des † Kanzleiraths Steudel das Weiderecht und die Pferchnutzung; ersterer darf 300, letztere 70 Stück Schafe laufen lassen. Die Hofbesitzer auf den Parzellen haben eigene Weiden.

Die Pferdezucht ist unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht gut, jedoch steht sie wegen Mangels an Wiesen den nicht auf der Alb gelegenen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)