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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Orten nach; man züchtet die Limpurger und Leinthaler Race, wozu zwei Farren aufgestellt sind. Herbstaustrieb findet theilweise noch statt. Der Handel mit Vieh und die Mastung ist unbedeutend. Freiherr v. Wöllwarth hält einen sehr schönen Viehstand, worunter 50 Paar Ochsen, die für den Verkauf aufgemästet werden.

Schafzucht wird theils von Privaten, theils von einem fremden Schäfer getrieben; im Ganzen laufen mit Einschluß der Parzellen 600–700 Stück Bastardschafe auf der Markung.

An Stiftungen zur Unterstützung der Ortsarmen sind für die evangelischen 180 fl. und ebensoviel für die katholischen vorhanden.

In dem 1/2 Stunde südlich vom Ort gelegenen Kollmannswald (s. auch unten) finden sich Spuren von der abgegangenen Kollmanns-Kapelle; hier wohnte bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein Waldbruder, der in einem strengen Winter wegen zu tiefen Schnees nicht mehr in das Ort gelangen konnte und Hungers gestorben sein soll. Nach der Legende wurde der heilige Kollmann auf einer Pilgerreise ins gelobte Land von den Östreichern aufgefangen und an einem dürren Baum gehenkt; alsbald fing der Baum wieder an zu grünen und auszuschlagen. In Böhmenkirch hatte man einen Kinnbacken dieses Heiligen. Da geschah es, daß zwei Grafen mit ihren Pferden verirrten und endlich nach Böhmenkirch kamen. Aus Dankbarkeit stifteten sie die Kollmanns-Kapelle und der Heilige wurde der Schutzpatron der Pferde; ihm zu Ehren wurde am Pfingstmontag ein Pferdeumritt gehalten und dabei sein Bild ausgestellt. Als man die Kapelle abbrach, wurde das Bild in die Kirche nach Böhmenkirch gebracht. Es wird noch immer am Pfingstmontag eine Feier in dem Kollmannswald abgehalten; allein der Pferdeumritt besteht nicht mehr (Meiers Sagen in Schwaben, Th. I. S. 318).

Etwa 1/4 Stunde südlich von Bartholomä kommt die Flurbenennung „Bärenweiler“ vor, was auf einen abgegangenen Ort hindeutet.

Der ursprüngliche Name dieses Dorfes ist Loubenhart, Laubenhart (als Name eines Hügels beim Dorf noch erhalten), wie es noch 1484 und 1492 in Urkunden genannt wird (s. z. B. Braun, Geschichte der Bischöfe von Augsburg, I. 548). Die Kirche dabei zum h. Bartholomäus kam aber besonders durch einen auf St. Bartholomäi gehaltenen Markt so sehr in aller Mund, daß der ursprüngliche Name allmählig vergessen wurde.

Das Dorf scheint von altersher eine Zubehörde der Burg Lauterburg (Oberamts Aalen) gewesen zu sein und wenn auch die Herren v. Rechberg das Patronatsrecht besaßen, z. B. 1484–1492, so waren doch die Herrn v. Wellwart auf Lauterburg die ältesten nachweisbaren Grundherrn, welche auch behaupteten, sie erst haben den Markt von Essingen weg nach Bartholomä verlegt, weßwegen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)