Seite:Oberamt Gmuend 304.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Die katholische Pfarrei war auf dem Mönhof entstanden (s. d.), 1839–1840 erst wurde im Hauptort Bartholomä (dessen Katholiken vorher nach Lautern gepfarrt waren) die katholische Kirche erbaut, 1865, 30. April, durch Brand zerstört und 1865/1866 wieder aufgebaut.

Die evangelische Kirche ist 1831 renovirt worden. Wegen Abgang des Pfarrhauses wurde die Pfarrei lange von Lauterburg aus versehen. Den Proceß über Herstellung eines Pfarrhauses hat der Grundherr verloren.

Das bedeutendste Hofgut in Bartholomä war das einstige Adlerwirthsgut, welches 1847 die Herren v. Wellwart erkauften, denen auch die große bis an Bartholomä hinanreichende Lauterburger Heide gehört. Auf dieser wurde einst von Bartholomä aus eine (abgebrannte) Ziegelhütte gebaut, wodurch deren Areal allmählig als Exclave zur Gemeinde Bartholomä kam. Im Jahr 1813 wollten verschiedene unruhige Leute in Bartholomä die ganze Haide als Bartholomäer Gemeindegut in Anspruch nehmen und brachen einige nächstgelegene Theile um, wurden aber gerichtlich zurückgewiesen. Nachher überließen die Herren v. Wellwart einen Bezirk pachtweise an die Gemeinde, mit welcher auch die gegenseitigen Weiderechte gütlich ausgeglichen worden sind. Nach einem Vergleich von 1612 durften die Wellwart 300 Schafe schicken, Bartholomä nur 70.

Der Markt am Sonntag nach Bartholomä war besonders ein sehr bedeutender Viehmarkt mit Rindvieh, Pferden und Schweinen, abgehalten auf der Heide, der Krämermarkt im Orte. Ein zweiter Markt besteht jetzt am 28. Oktober.

Zu der Gemeinde gehören:

b) Hesselschwang, mit einem 325 Mrg. großen arrondirten Gut, das der Eigenthümer Robert Hutten rationell bewirthschaftet, nur etwa 10 Minuten südwestlich vom Mutterort gelegen, ein ansehnlicher Bauernhof, von dem indessen nur das Wohnhaus mit Ziegeln gedeckt ist, die übrigen Gebäude haben Strohdächer; zweimal ist der Hof in unserem Jahrhundert abgebrannt. Abgetrennt wurde der neu erbaute, schön gelegene sog. Karlshof.

Hesselschwang (1476 Hetzelschwang) gehörte dem Kloster Anhausen, zur Pflege Gussenstadt, aber auch Kl. Königsbronn machte Ansprüche auf Weidrechte u. dgl., und das nahe württemb. Klosteramt Königsbronn übte wohl die Obrigkeit.

c) Holzwartenhaus, beim Kitzinghof gelegen, war ehemals gmündisch. Der Name gibt an, wozu dasselbe (in neuerer Zeit erst) gebaut wurde.

d) Kitzinghof, liegt 1/2 Stunde westlich von Bartholomä, unfern der Straße nach Bargau und Gmünd. In der Nähe des Orts befinden sich mehrere Hülben und Erdfälle.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)