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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

das malerische, zwischen großen Obstbäumen versteckte Dörflein mit seinen meist kleinen Bauernhäusern, die im Stil der Häuser des Welzheimer Waldes erbaut sind. In der Mitte des Orts steht in dem noch wohl ummauerten Friedhof als besondere Zierde das alte Kirchlein, zu dem eine uralte Wallfahrt besteht. Das Schiff und der gegen Osten stehende Thurm stammen noch aus romanischer Zeit; an den Thurm ist ein spätgothischer Chor mit hübschen Maßwerkfenstern angebaut. Die Fenster des Schiffs sind nur noch an der Westseite die ursprünglichen, schmalen Rundbogenfensterchen. Das Innere enthält Altäre im Zopfstil, Kirchenstühle in schöner Renaissance, auf dem Hochaltar eine sehr alte aus Holz geschnitzte Pieta und an der Chorwand ein gothisches Sakramenthäuschen. An der Westseite des niederen, mit vierseitigem Dache bedeckten Thurmes sieht man noch das alte steinerne Schutzgesimse des früheren Kirchendaches. Von den zwei Glocken hat die größere die Umschrift in gothischen Minuskeln: got maria hilf uns und din liebs kind us aller not. Um die kleinere steht: bartholome riederer von midlhaim gos mich 1651. Die Unterhaltung des hübschen malerischen Kirchleins ruht auf dem Staat.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind minder günstig als in Durlangen; außer zwei wohlhabenden Bauern, wovon der begütertste 50 Morgen Feld und 25 Morgen Wald besitzt, hat der sog. Mittelmann etwa 10–12 Morgen Grundeigenthum, worunter 2–3 Morg. Wald, während die ärmere Klasse 2–3 Morg. Feld besitzt.

m) Ziegelgehau, liegt zunächst bei Bruckacker.

n) Zimmerbach, Pfarrsitz für die Gemeinde Durlangen; der ansehnliche Weiler hat 1/4 Stunde westlich von Durlangen oben an dem Abhange gegen das Leinthal eine hohe, sehr freundliche Lage und zeigt mehrere schöne, von großen Obstbäumen beschattete Bauernhäuser.

Die ansehnliche und hübsche Kirche steht ganz frei und weithin sichtbar auf der nördlichen Anhöhe über dem Weiler und wurde im Jahr 1851 von Baurath Wepfer in einfachem romanischem Stile aus schönen Stubensandsteinquadern erbaut. An der vorderen Giebelseite hat sie 3 schöne Rundbogenportale und daraus strebt, unten ganz damit verwachsen, der Thurm hervor. Das Innere ist wohlthuend gegliedert durch zwei Reihen schlanker achteckiger Pfeiler, welche die Rundbögen tragen, worauf die flache Decke der drei gleichhohen Schiffe ruht. Der Chor ist rechteckig geschlossen. Die beiden Nebenaltäre sind in äußerst prachtvollem Zopfstile gehalten; auf dem nördlichen steht eine alte Pieta (Maria mit dem Leichnam Christi). Von den zwei Glocken hat die große die Inschrift in gothischen Minuskeln: ihesus nasarenus rex iudeorum. bernhart lachaman gos mich 1494; die andere: aus dem feir bin ich geflossen, bartholome riederer von midlhaim hat mich gossen. 1651. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_320.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)