Seite:Oberamt Gmuend 339.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

zu erwähnen der im Renaissancegeschmack gehaltene Grabstein des obengenannten Georg Reinhart von Wöllwart und seiner Frau Barbara, geb. Eckbrechtin von Türkheim, † 24. März 1609. Zu beiden Seiten des Chors tieft sich in der Wand eine hübsche gothische Sakramenthäuschensnische ein.

Im Schiffe befindet sich an der Nordwand eine Fensterrose mit hübschverzierten farbigen Scheiben, gestiftet von Lorenz Schmitt in Gaggenau, und eine schön gemalte Tafel aus dem fünfzehnten Jahrhundert, in zwölf Bildern mit lebhaft bewegten Gestalten die Leidensgeschichte des Herrn darstellend. Auf dem Boden liegt die halbverwischte Grabplatte eines Bischofs, man liest noch die Jahreszahl 1344. Daneben eine Platte mit einem Kreuze. Im Chore liegen noch begraben zwei Schwestern aus dem Geschlechte der Weuler von Gmünd, (gest. im 16. Jahrhundert), ferner Pfarrer J. Jakobus, † 1592, das hübsch gemalte Epitaphium desselben hängt an der Wand. An den geschnitzten Pfeilern der westlichen Empore der Kirche steht 1507. In der Sakristei finden sich acht gut gemalte, aus dem sechzehnten Jahrhundert stammende Todtenschilde mit den Unterschriften: Katzenstein, Ritter Hanns von Wimmen, † 1328, Schössler, Egglinger, Rossenstein, 1519, Hanns vom Holz von Hohenhaltingen, † 1350, Schwabsberg, Wöllwarth. Vom Freiherrn von Wesen wurden hübsche silberne Kirchengefässe gestiftet. Der hohe Thurm mit über 6′ dicken Mauern ist unten herauf uralt, hat im dritten Geschoß frühgothische, ihrer Maßwerke beraubte Spitzbogenfenster und endigt in ein schlankes Zeltdach. Von seinen drei Glocken ist eine mächtig groß und von prachtvollem Gusse; sie hat außerordentlich schöne Henkel im Renaissancestil mit Löwenfratzen, und in sehr schöner deutscher Schrift mit prächtigen großen Anfangsbuchstaben die Umschrift:

Gehn Hewbach hin zu S: Ulerich.
Valentin Algeier Goss Mich.
von Ulm. zu Gottes lob Ich war.
Erstlich geliten alsz man Klar.
zelt 1600 und drey Jar.

Die zweite Glocke wurde 1787 von Neubert in Ludwigsburg gegossen, die dritte ist ohne Inschrift und ihrer schlanken Form nach sehr alt. Die Unterhaltung der 1857 erneuerten Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der seit 1846 außerhalb der Stadt angelegte Gottesacker hat eine sehr freundliche Lage am nördlichen Fuße des Rosensteines an der Straße nach Lautern und in der Mitte ein großes steinernes Kreuz.

Das stattliche Pfarrhaus, mit Scheuer und Garten, war bis 1805 Oberamtsgebäude; seine Unterhaltung trägt der Staat.

Das wohlansehnliche, am Marktplatz stehende Schulhaus, früher Amtsschreibereigebäude, dient seinen Zwecken schon seit 1661, enthält

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_339.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)