Seite:Oberamt Gmuend 345.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Gefässe von Silber. Die Zinse der Stiftungen werden nach dem Willen des Stifters alle Vierteljahre unter die Ortsarmen vertheilt.

Ganz auf der südwestlichen Spitze des in dieser Richtung lang hingestreckten, hier außen schmal und etwas niedriger werdenden Rosensteins liegen auf einer gegen Osten durch eine tiefe Spalte vom übrigen Berge getrennten, an den drei andern Seiten thurmhoch senkrecht abstürzenden Felsenkrone die Trümmer der Burg Rosenstein. Man sieht noch ganz an den Westrand vorgeschoben die 7–8′ dicken, und 15–16′ hohen Umfassungsmauern des alten Steinhauses mit großen rechteckigen Fensteröffnungen, die durch starke Steinpfeiler getheilt wurden. Auch die im Norden und Süden hier anstoßenden Mauern sind noch zum Theile sichtbar, und daran gegen Norden die Reste eines runden Thurmes. Ferner erhebt sich 150′ rückwärts von der Westwand am Rande des über 50′ tiefen Felsengrabens eine bis 30′ hohe, mit Epheu überrankte Mauer und anderes Getrümmer von Vorwerken. Da wo die Zugbrücke hinüberging, sieht man noch Reste von den im Felsen eingefahrenen Geleisen. Vor dem Graben ragt gegen Nordost über die Burg empor der auf den drei freien Seiten 100′ hoch ansteigende sog. Lärmfelsen, früher eine Warte, und eine noch prachtvollere Aussicht als das Schloß selbst, eine der schönsten der schwäbischen Alb, gewährend.

Gegen Nord und West blickt das Auge gar weit hinein über das fruchtbare, reich und weich gehügelte Land bis an die fränkischen und bayrischen Berge, bis an Schwarzwald und Vogesen. Der herrlichste Blick aber, von ganz überraschender wahrhaft fremdartiger Schönheit, ist der gegen Südwest in das grüne, von den mächtigen straffgeformten Bergen zu einem großartigen und doch wieder mild ausgerundeten Kessel umschlossene Beurener Thal, über das der Rechberg und Stuifen hereinragen, und weiterhin schaut man in blauender Ferne den scharfumrissenen Steilabfall der eigentlichen Alb bis zum ehrwürdigen Teckberge. Ein zweiter Graben, von dem noch Spuren vorhanden sind, schnitt diesen Lärmfelsen und noch einen ansehnlichen Theil des Bergrückens, worauf großartige Vorwerke gestanden seien, durch, er ist 800–900′ lang und beginnt da, wo an beiden Bergabhängen die hohen Felswände aufhören.

Noch viel weiter gegen Osten läuft ein dritter in den Felsen gebrochener Graben quer über den Bergrücken, welcher der Burg nichts nützen konnte und ohne Zweifel ein Werk der Römer ist, wie wir mehrere derartige Befestigungen in der Gegend um den Rosenstein und auch noch an vielen anderen Stellen des Albabhanges treffen, von denen wir hier nur die Schanzgräben zwischen dem Wald Platz und dem Steinwald, zwischen dem Hochberg und dem Heidenburren und auf dem Mittelberg, sämtlich in der Nähe des Rosensteins, anzuführen haben; sie werden von dem Volk „Heidengräben, Teufelsmauer“

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)