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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

genannt und gehören unläugbar zu der befestigten Linie, welche die Römer oben an dem Nordwestabfall der Alb angelegt hatten (s. den Abschnitt „Römische Alterthümer“).

An den Rosenstein und dessen nächste Umgebung knüpfen sich verschiedene Volkssagen: es soll von dem Rosenstein vor uralten Zeiten eine lederne Brücke bis auf den Hohberg geführt haben; daselbst sei die alte Stadt Heubach (d. i. Hohbach, nach Crusius heißt sie Hochstatt) gestanden, wie die noch jetzt hier befindlichen Gräben beweisen (s. hierüber unten). Auf dem Hohberg sollen auch die Hexen zusammen kommen und tanzen. Vor Jahren erzählte einmal ein Mädchen ihren Freundinnen: „heut Nacht bin ich einmal an einem schönen Platz gewesen; meine Mutter hat mich mitgenommen auf den Hohberg; da geht sie alle Mittwoch- und Freitagnacht hin und tanzt dort; ’s war zu lustig heut Nacht! Da sind wir herumgesprungen und sind durch Schlüssellöcher und Strohhalme geschlüpft, und als wir ausgetanzt hatten, sind wir durch’s Schlüsselloch ins Lammwirths Keller gegangen und haben da Wein getrunken etc.

Ein kleines weißes Fräulein, das man gewöhnlich das „Schloßfräulein“ nennt, geht vom Hohberg auf den Rosenstein und kommt dann bis an das sog. „Schloß“ vor Heubach. Niemand wagt das Fräulein anzureden; es führt die Menschen auf Irrwege.

Auf dem sog. „Bärenfelsen“ beim Rosenstein zeigte sich früher oftmals ein feuriger Jäger, der hatte einen feurigen Hund und ein feuriges Schießgewehr und rief, wenn er aus dem Walde auf den Felsen kam, beständig: ho! ho! ho! Man nannte ihn auch das „feurig Männle“; jetzt läßt er sich nicht mehr sehen.

Nachdem Christus den Teufel auf dem Rosensteine bezwungen und ihn in die sog. Teufelsklinge gebannt hatte (s. oben) schritt er von dem Rosenstein auf den Scheuelberg und von da ins Himmelreich, so heißt nämlich eine Hochebene hinter dem Scheuelberg. Christus aber hatte in die Felsen des Rosensteins und des Scheuelbergs seinen Fuß zum Andenken tief eingedrückt. Bei dem sog. Hergottstritt wurde später ein Marienbild errichtet und viel zu demselben gewallfahrtet. Wegen Unordnungen, welche dabei vorkamen, ließ den 15. Juni 1740 Vogt Pistorius von Heubach den Befehl der fürstlichen Kanzlei vom 8. Juni, den Herrgottstritt, zu dem abergläubischer Weise große Wallfahrten veranstaltet würden, wogegen sich schon die Synode im Jahr 1657 ausgesprochen hatte, mit Pulver in die Luft zu sprengen, vollziehen.

In Heubach, Lautern, Essingen und in manchen anderen Orten will man früher öfters das „Wutesheer“ (Wuotesheer) gehört haben; es machte Musik und zog saufend und brausend durch die Luft. Dabei hörte man verschiedene Stimmen, hohe und ganz tiefe, entsetzlich heulen. Wem es begegnete, den nahm es mit in die Luft, wenn

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_346.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)