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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

(die Augustinermönche), im dritten Jahr durch den evangelischen Pfarrer von Heubach. – Jetzt sind Beuren und Buch mit ihren katholischen Einwohnern Filialien von Bargau.


Iggingen, mit Bahnwärterhaus,
Gemeinde III. Kl. mit 811 Einw. worunter 44 Evang. a) Iggingen. Pfarrdorf mit Marktrecht, 491 Einw., b) Brackwang, Hof. Filial von Heuchlingen, Oberamts Aalen. 18 Einw. c) Brainkhofen, Weiler, 113 Einw., d) Schafhäusle, Haus, 2 Einw., e) Schönhardt, Weiler, 187 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Täferroth, bezw. Oberböbingen eingepfarrt. Die Entfernung von der südwestlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 2 Stunden.

Der Ort liegt ganz ähnlich wie Herlikofen, hoch und frei auf der zwischen Lein- und Remsthal sich erhebenden Fläche; kleine Thälchen brechen nahe beim Dorf gegen Südwesten und Südosten in die Ebene ein. Herrliche Aussichten, besonders an die majestätische Kette der Alb, hat man von mehreren Punkten aus, am schönsten von dem nördlich gelegenen, sog. kleinen Berge. Das Dorf, welches zu den schönsten des Bezirks gehört, macht mit seinen meist großen, häufig verblendeten Bauernhäusern einen recht angenehmen, halbstädtischen Eindruck und ist rings von Obstbaumwiesen umgeben, die zwischen den Häusern freundlich hereintreten. Die breiten, unregelmäßig geführten chaussirten Ortsstraßen sind gekandelt und in gutem Zustande.

Die große, dem heiligen Martin geweihte Kirche, von deren Thurm aus man auch eine prachtvolle Aussicht genießt, liegt frei und erhöht mitten im Dorf und wurde 1856/59 ganz aus weißem Keupersandstein nach dem Entwurf des Bauraths Wepfer in einfachem romanischem Stil erbaut. Der hübsche 130′ hohe, oben achteckige Thurm bildet mit seinem ersten Geschoß die kreuzgewölbte Vorhalle der Kirche, die mit einem schmäleren polygonen Chore schließt. Das ansprechende flachgedeckte Innere ist schön ausgeschmückt; die drei Altäre sind in gutem neu-romanischem Stile von Fleiner in Gmünd verfertigt; an der Nordwand der Kirche ist eine in Holz geschnitzte Maria mit dem Leichname Christi aus älterer Zeit angebracht. Von den zwei Glocken hat die größere, hübsch verzierte, die Umschrift: S. Martine, ora pro nobis, ecce iesus nazarenus rex iudaeorum. crucem dni fugite patres adversae. vicit leo de tribu iuda. 1653. Die andere ist von Heinrich Kurz 1821 gegossen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der Begräbnißplatz wurde 1853/54 außerhalb des Ortes, an der Straße nach Zimmern angelegt.

Das Pfarrhaus, samt Scheune und Garten, gewährt eine angenehme Aussicht, ist 1783 erbaut und vom Staat zu unterhalten.

In den Parzellen Schönhardt und Brainkofen bestehen Kapellen,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_352.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)