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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

v. Schnaitberg 1416 und 1425 verkauft und als weitere Grundherrn finden wir Gmünder Geschlechter. S. Herberlen verkaufte an das Spital vier Güter, eine Selde, eine Mühle und das Hirtenamt; die Herrn v. Horkheim haben schon 1426 und 1522/1528 mehreres verkauft, theils an die Gemeinde und Bürger, theils an die Kirchenpflege und an das Spital Gmünd. Ein Adelmannisches Falllehen wird 1534 verkauft.

Die meisten dieser Erwerbungen und andere mehr machte das genannte Spital, welcher auch das Patronatrecht an sich gebracht hatte und z. B. 1561 wieder vom Barfüßerconvent eine Hofstatt in Lautern an sich brachte.

So blieb allmählig nur ein zweiter Grundherr übrig, die Herren v. Wellwart auf Lauterburg und Hohroden, welche aber Einiges an die Gemeinde (z. B. den Mittelberg) und an Ortsbürger (z. B. 1630), ein Hofgut mit aller Obrigkeit 1651 an die St. Kathrinenpflege zu Gmünd vertauschten, gegen zwei Hofgüter in Lauterburg. – Im 30jährigen Krieg wurde das Gut in Lautern von Schweden dem Obrist Christof Martin v. Degenfeld überlassen 1632–1634.

Die beiden Grundherrschaften lagen oft im Streit über ihre gegenseitigen Rechte; 1518 kam ein Vertrag zu Stand über die Wahl der Vierleute und Hauptleute, jeder Theil richtet seine Unterthanen, Gmünd allein die Frevel Fremder auf der Gasse u. s. w. Wellwart fordert jedoch immer wieder volle Gleichheit und processirte am Reichskammergericht, so daß 1599 ein Vergleich zu Stand kam, wonach der Stab und Kirchweihschutz gemeinschaftlich sein sollten; mit Handhabung der Malefiz- und Civil-Gerichtsbarkeit wechseln Gmünd und Wellwart jährlich und theilen alle Strafen u. s. w.

Gemeinde-Differenzen mit Lauterburg über Trieb und Trab wurden 1518 und 1540 geschlichtet, mit Mögglingen 1562; eine örtliche Polizeiordnung wird 1540 errichtet, 1599 eine Dorfsordnung, 1682 renovirt.

Die Gemeinde wählte Vierleute; jede Herrschaft hatte ihren Schultheißen; der Gmündische stand unter dem Bargauer Amt, der Wellwart’sche unter dem Obervogt in Essingen. Jedes Jahr wurde von beiden Herrschaften ein gemeinschaftlicher Amtstag gehalten für die Gemeindeangelegenheiten.

Mit der Ritterschaft gabs Steuerstreitigkeiten 1646, weil etliche vorher Wellwart’sche Unterthanen an Gmünd gekommen waren, denen die Stadt z. B. 1709 zu steuern verbot, während Kanton Kocher mit Exekution drohte.

Nach der württembergischen Besitzergreifung von Gmünd 1802 forderte W. zu Lautern Steuern und Rekruten auch von den Wellwart’schen Unterthanen, was neue Streitigkeiten verursachte, die erst

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_364.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2016)