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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

verwendet man noch Kompost, Gips und andern künstlichen Dünger. Man baut vorherrschend Dinkel, Haber, Gerste, weniger Weizen und Roggen, ferner Kartoffeln, viel dreiblättrigen Klee, Setzwaren, wie Angersen etc., etwas Reps, Hopfen (10 Morgen von der Gutsherrschaft), Flachs und Hanf; beide letztere nur für den nöthigsten eigenen Bedarf. Getreide kann nur von der Gutsherrschaft verkauft werden.

Der Wiesenbau nimmt etwa die gleiche Fläche ein wie der Ackerbau und liefert im allgemeinen ein gutes Futter, von dem, nicht zum Nutzen der Landwirthschaft, theilweise verkauft wird.

Die Obstzucht ist nicht ausgedehnt und beschränkt sich hauptsächlich auf spätblühendes Kernobst und auf Zwetschgen; der Obstertrag, der nur alle 4–6 Jahre von einigem Belang ist, wird im Ort verbraucht.

Gemeindewaldungen sind keine vorhanden und das Weiderecht auf der ganzen Markung, den Winter über sogar auch auf den Wiesen, hat die Gutsherrschaft.

Die Pferdezucht ist ganz gering und die Rindviehzucht so gut als es die beschränkten Verhältnisse erlauben; man hält die Leinthaler Race und führt die Kühe zum Sprung in benachbarte Orte. Viehaustrieb findet im Herbst noch statt. Milch wird an die im Ort bestehende Käserei verkauft. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer im Sommer 130, im Wlnter 200 Stück einheimische Schafe laufen.

In der Lein, die Hechte, Barben, Weißfische, zuweilen auch Aale führt, hat der Staat und die Gutsherrschaft das Fischrecht, welche es um 7 fl. jährlich verpachten.

Außer der gewöhnlichen Volksschule besteht noch eine Zeichnungs- und eine Industrieschule; letztere ist zugleich Armenbeschäftigungs-Anstalt.

Das Stiftungsvermögen ging im Jahr 1826 durch den Freiherrn Franz v. Lang verloren und besteht gegenwärtig nur noch in 880 fl.

Weil die Gemeinde nicht mehr im Stande war, ihren socialen Verbindlichkeiten aus eigenen Kräften nachzukommen, wurde sie auf ihr Ansuchen im Jahr 1855 unter Staatsfürsorge gestellt, was auf die ökonomischen und sittlichen Verhältnisse wesentlich gut einwirkte.

Schon der Name des Orts gibt zu erkennen, daß eine Zelle den Anfang der Niederlassungen oder frühe schon den Hauptpunkt derselben bildete. Noch z. B. 1429 verkaufte ein Gmünder Bürger an Claus Negelin von Zelle sein Gütlein zwischen Göggingen und dem Horn. Doch war um diese Zeit auch der Name Leinzell gebräuchlich geworden und es stand da ein festes Haus. Zwar von

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_369.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)